Berliner Hostel schließt nach vier Jahren Arbeitskampf

Bad End bei Wombat‘s

Von David Bolten

Jetzt wird der Betrieb geschlossen. Nach vier Jahren Arbeitskampf wird die Belegschaft des Berliner „Wombat‘s City Hostel“ auf die Straße gesetzt. Vor circa zwei Monaten erreichte die Kolleginnen und Kollegen der Berliner Niederlassung der Hostelkette ein Brief der Geschäftsführung, dass die Filiale zum 31. August geschlossen werde. Das Unternehmen sei wirtschaftlich tragbar, man wolle aber nicht mehr mit dieser Belegschaft weiterarbeiten. Deshalb sei eine Schließung notwendig.

Der Betriebsrat und die Belegschaft stellen sich dieser unternehmerischen „Freiheit“ jedoch entgegen und starteten erneute Protestaktionen. Den Höhepunkt dieser Aktionen gegen die Schließung beim „Wombat‘s“ stellte eine Kundgebung vor dem Hostel am 12. Juni dar. Mit lautstarker kultureller Unterstützung des Schauspielers Rolf Becker und des „Arbeiter*Innenchors Kreuzberg“ und des „Duo Nümmes“ haben viele Unterstützer ihre Solidarität mit den Beschäftigten zum Ausdruck gebracht. Unter ihnen der Kollege der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) für die Basisgewerkschaftsgruppe ver.di-aktiv und die antikapitalistische Hochschulgruppe „organize:strike“. Da auch „Wombat‘s“ Reinigungskräfte als Reaktion auf die kämpferische Belegschaft outgesourct worden sind, sprach auch der Initiator der Bürgerinitiative „Schulen in Not“ über die gemeinsamen Probleme. Diese fordert die Rekommunalisierung der outgesourcten Reinigungskräfte der Berliner Schulen. Und natürlich sprachen auch die Beschäftigten von „Wombat‘s“ selbst.

Was machte es nötig, dass ein Hos­tel durch eine Kundgebung mit sechs Mannschaftswagen und „Hamburger Gittern“ von der Polizei abgesperrt wurde?

Bereits im Jahr 2015 beginnt die Auseinandersetzung bei „Wombat‘s“ mit der Forderung der Beschäftigten nach betrieblicher Mitbestimmung, nach einem gewählten Betriebsrat. In einem Offenen Brief antwortet die Geschäftsführung mit dem Vorwurf des Vertrauensbruches und der Drohung, dass es nach der Gründung eines Betriebsrates auch von Unternehmerseite einige Änderungen geben werde.

Trotz dieser Einschüchterungen und Unsicherheiten innerhalb der Belegschaft gründet sich kurz darauf ein Betriebsrat, welcher nach mehreren Warnstreiks das „Wombat‘s Berlin“ im Jahr 2017 zum ersten Hostel in Deutschland mit NGG-Tarifvertrag gemacht hat. Die erste Reaktion der Geschäftsführung auf die unbequeme Belegschaft ist das genannte Outsourcen von Reinigungskräften und die damit verbundenen Tarifflucht. Die Antwort der Kolleginnen und Kollegen: Kundgebungen und Straßenmalaktion vor dem Hostel.

Mitte April dann die harte Nachricht der Geschäftsführung in Form eines weiteren Briefes an die Belegschaft. Das Unternehmen will die Berliner Filiale aufgrund schlechter Berichterstattung und jüngster Ereignisse wie zum Beispiel der Forderung der „Aktion gegen Arbeitsunrecht“ nach Enteignung des Hostels bis Ende August schließen. „Das Berliner Hostel ist zwar wirtschaftlich erfolgreich, aber auf diese Art und Weise wollen wir nicht arbeiten“, heißt es in dem Brief. Bei diesem Vorgehen hat das Unternehmen Unterstützung von der Anwaltskanzlei „Buse Herberer Fromm“ bekommen, die auf ihrer Website als ihre Kompetenzen unter Arbeitsrecht den „Umgang und Verhandlungen mit Betriebsrat“ und „Mitbestimmung der Arbeitnehmer auf Unternehmerseite“ listen und dies in der Vergangenheit bei dem Steakhaus Maredo in Frankfurt auch bewiesen haben.

Vor Redaktionsschluss ist bereits ein Sozialplan als Interessenausgleich zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung ausgehandelt worden, der Betrieb werde bis Ende August weiterlaufen. Sebastian Riesner, der Geschäftsführer der NGG Berlin-Brandenburg, sagte im Gespräch mit der UZ: „Natürlich ist diese Maßnahme, die die Geschäftsführung da macht, in höchstem Maß zu kritisieren. Um es mal höflich auszudrücken: Am Ende ist es eine Schweinerei, wie man damit umgeht! Man entledigt sich dort tatsächlich des kritischen Betriebsrats, der kritischen Beschäftigten und letztendlich auch der Tarifbindung.“ Auch geht die NGG davon aus, dass das Hostel nur auf bestimmte Zeit geschlossen bleibt und irgendwann wieder betrieben werde. „Ob von Wombat‘s selbst oder durch Strohmänner kann man letztendlich noch nicht sagen“, so Riesner.

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"Bad End bei Wombat‘s", UZ vom 21. Juni 2019



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