Nato-„Sicherheits“-konferenz fordert zu Protesten heraus

Deutschland im Krieg

Von Walter Listl

Die geplanten Proteste

Über hundert Organisationen und Einzelpersonen haben den Aufruf zu den Protesten gegen die Siko unterschrieben. Bundesweit mobilisieren viele Organisationen und Initiativen darauf nach München zu kommen und sich an den Protesten zu beteiligen. Nach einer Auftaktkundgebung am 13. Februar um 13.00 h am Münchner Stachus wird der Tagungsort der Siko, das Hotel Bayerischer Hof, mit einer Demonstration und einer gleichzeitigen Protestkette durch die Münchner Fußgängerzone umzingelt. Die Teilnehmenden beider Aktionen treffen sich dann um 15.00 Uhr auf dem Marienplatz zur Abschlusskundgebung. Die DKP wird sich sowohl an der Demo als auch an der Protestkette beteiligen.

An der Protestkette wird die DKP mit der Aktion „Die Blutline der NATO“ dabei sein, in der die Kriegsverbrechen der NATO vom Krieg gegen Jugoslawien bis Syrien und deren Folgen dargestellt werden. Kapitalismus, Krise und Krieg – diesen Zusammenhang werden drei Figuren symbolisieren, die die Blutlinie der NATO begleiten werden.

Weitere Infos: www.Sicherheitskonferenz.de

Wenn sich am 13. Februar in München wieder die Demonstration gegen die sogenannte NATO-Sicherheitskonferenz formiert, wird diese bestimmt von einer dramatischen Kriegsentwicklung im Nahen Osten und einer sich zuspitzenden Flüchtlingsproblematik. Die geplante Demonstration wird zum Protest gegen die Beteiligung der Bundeswehr an diesem Krieg und gleichzeitig zur Solidarität mit den Flüchtlingen aufrufen, die vor Krieg, Armut und Verfolgung ihre Heimat verlassen müssen.

Der Nahe Osten ist zu einem gefährlichen Kriegsbrandherd geworden. 50 Prozent der Öl- und Gasreserven liegen unter dessen Boden, und fünf Atommächte führen dort Krieg: USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und Israel. In Syrien bombardieren derzeit fünf NATO-Staaten – nahezu auf Sichtweite: USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die Türkei. Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges durch die Türkei hat deutlich gemacht, wie schnell dieser Konflikt eskalieren und zu einem weltweiten Konflikt führen kann.

Weitere dort militärisch operierende Staaten sind die hoch aufgerüsteten Saudi Arabien und Katar. Die Region ist eingekreist mit Militärstützpunkten und Flottenverbänden von Atommächten. Deutschland hat die Region mit Waffen vollgepumpt und beteiligt sich inzwischen aktiv am Krieg gegen Syrien.

In diesem Konflikt geht es um die Frage, wer dominiert ein künftiges Syrien, es geht darum, Russland aus Syrien zu vertreiben, um Zugriff auf die strategischen Öl- und Gasreserven und schließlich geht es um eine strategische Position des Westens gegen dem Perspektivgegner China.

Erneut erweist sich der Siko-Chef Wolfgang Ischinger als Scharfmacher. Schon in der FAZ vom 15. September 2015 plädierte er dafür, „… dass unsere Strategie in der Syrien-Krise nur dann glaubwürdig ist, wenn sie mit glaubwürdigen militärischen Handlungsoptionen unterlegt ist. Die EU muss imstande sein, über Fragen wie Schutzzonen in Syrien für die Millionen von Flüchtlingen ernsthaft zu reden. … Wer sich dazu nicht aufrafft, darf sich nicht wundern, wenn weitere Hunderttausende oder Millionen Flüchtlinge bei uns landen.

Und auf die Frage: „Würden Sie auch das Wort Bodentruppen in den Mund nehmen?“, sagte Ischinger: „Diese Frage stellt sich zur Zeit nicht. Ich würde aber gar nichts ausschließen.“ „Nicht ausschließen“ will Ischinger also weitere Tausende Tote, weitere Verwüstung des Landes und weitere Hunderttausende Kriegsflüchtlinge.

Was wir derzeit als sogenannte Flüchtlingskrise erleben sind die Folgen der Interventionspolitik des „Westens“. Die meisten Geflüchteten kommen aus den durch NATO-Interventionen verwüsteten Ländern. Diese Kriege der NATO-Staaten – Jugoslawien, Irak, Afghanistan, Libyen – haben Millionen Menschen das Leben gekostet, die Lebensgrundlagen der Menschen in diesen Ländern vernichtet, immer neuen Terrorismus hervorgebracht und zum Erstarken des verbrecherischen IS geführt. Reaktionäre Staaten wie die Türkei, Saudi Arabien oder Katar werden als Bündnispartner des „Westens“ militärisch hochgerüstet.

Deshalb heißt es im Aufruf zur Demonstration gegen die „Siko“ u. a.: „Mit dem Einsatz der Bundeswehr am Krieg in Syrien beteiligt sich Deutschland wieder an einem Krieg, der weitere Tausende zivile Opfer kosten wird. Alle bisherigen Kriege der NATO-Staaten hinterließen verheerende Verwüstungen und haben Hunderttausenden Menschen das Leben gekostet. Der sogenannte Krieg gegen den Terror hat den Terrorismus nicht geschwächt, sondern gestärkt. In Afghanistan sind heute die Taliban stärker denn je. Das Erstarken des IS ist eine der Folge des US-Krieges im Irak, des NATO-Krieges in Libyen und der Rüstungsexporte in die Region, u. a. von deutschen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien, Katar und die Türkei.“ Die aktive Unterstützung des IS durch Saudi Arabien und die Türkei sind ein offenes Geheimnis. Dagegen wendet sich die Aktion gegen die Siko am 13. Februar.“

Samstag, 13. Februar 2016 in München 13.00 Uhr, Auftaktkundgebung – Stachus/Karlsplatz | 13.45 Uhr, Umzingelung des Tagungsortes der NATO-Kriegs-Strategen|Demonstration – über Lenbachplatz, Platz der Opfer des Nationalsozialismus – Odeonsplatz – zum Marienplatz | Protest-Kette – über Neuhauser Str. – Kaufingerstr. – zum Marienplatz 15.00 Uhr, Schlusskundgebung – Marienplatz

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"Deutschland im Krieg", UZ vom 29. Januar 2016



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