Am Freitag, dem 13. Dezember 2024, starb im Alter von 68 Jahren unser Genosse Gerald Müller aus Thüringen, geboren am 26. April 1956 in Weidebrunn. Vielen Mitgliedern der DKP wurde er durch seine politische Arbeit, seine Hilfsbereitschaft, seinen Optimismus und seine Leidenschaftlichkeit bekannt. Gerald Müller war stets darauf bedacht, der DKP zu größerem politischen Einfluss zu verhelfen. Dies vor allem durch seine gewerkschaftliche Tätigkeit als Betriebsrat, seine antifaschistische Arbeit und die Verteidigung der DDR. Er wehrte sich energisch gegen alle diskriminierenden Versuche, den realen Sozialismus den Interessen der Arbeiterklasse entgegenzusetzen und die Lebensleistung des Volkes der DDR zu entwerten. Er hatte verinnerlicht, dass der Kampf für den Frieden Bestandteil der weltgeschichtlichen Aufgabe der Klasse ist, an deren Seite er stand. Ein Internationalismus ohne diesen Kampf, der mit der NATO-Konfrontation gegen Russland umso nötiger wurde, war für ihn undenkbar.

Nicht aus irgendeiner Nostalgie heraus, sondern weil er auf die ungeheure Bedeutung der inneren Traditionen aufmerksam machen wollte, verteidigte Gerald Müller das Andenken an Ernst Thälmann und den kommunistischen Widerstand. So gehörte er zu den maßgeblichen Organisatoren des jährlichen Buchenwald- und Thälmann-Gedenkens in Weimar. Unvergessen bleiben seine Auseinandersetzungen mit der Gedenkstättenleitung und der bürgerlichen Presse, die immer wieder bestrebt waren, die Erinnerung an Thälmann möglichst unpolitisch und auf ganz kleiner Flamme zu halten.
Verantwortung zu übernehmen, galt ihm als Verpflichtung. Als gelernter Koch und Betriebswirt übte Gerald Müller in der DDR verschiedene Funktionen aus, war unter anderem FDJ-Ortssekretär, Mitglied der SED-Ortsparteileitung und Mitglied der SED-Parteileitung beim FDGB-Feriendienst. Die Zeit als Heimleiter beim FDGB-Feriendienst bezeichnete er in seinem politischen Lebenslauf aus dem Jahr 2020 als den „besten Teil seines Lebens“. Den Lebenslauf hat Brigitte Dornheim in dem Buch „Wie ich wurde, was ich bin – Rote Lebensläufe aus Ost und West“ veröffentlicht. Auch nach der Annexion der DDR entzogen ihm die Menschen in seinem Umfeld nicht das Vertrauen. Als Fraktionsvorsitzender der PDS, in der er sich als Kommunist verstand, als ehrenamtlicher Bürgermeister und als Mitglied der ersten Kreistagsfraktion der PDS in Schmalkalden-Meiningen vertrat er die Interessen der Bürgerinnen und Bürger.
Die Konterrevolution traf auch Gerald Müller äußerst hart und schmerzlich. Aus einer aufsteigenden Erwerbsbiographie mit klarer Perspektive wurde der Amoklauf des arbeitsuchenden Arbeitslosen. „In der DDR“, schrieb er in seinem Lebenslauf, hatte „ich einen Beruf, der meinen Fähigkeiten entsprach, und ich wurde nicht ständig hin- und hergeschoben, musste nicht um Arbeit betteln. Der größte Unterschied zwischen den Jahren der Berufstätigkeit in der DDR und denen in der Bundesrepublik Deutschland … war die Tatsache, dass meine Existenz und die meiner Familie in der DDR gesichert war, denn in unserer Verfassung war das Recht auf Arbeit garantiert.“ Gerald beendete seine Erwerbsbiographie in der BRD als Empfangsmitarbeiter bei „Werrapark Hotels“. 2021 ging er in Rente.
Der Kommunist Gerald Müller war, wie jeder von uns, ein Mensch in seinem Widerspruch. Das wusste er. Er wollte Kämpfer sein, wollte voran gehen. So hat er gelebt und so behalten wir ihn in Erinnerung.
Brigitte Dornheim (Herausgeberin)
Wie ich wurde, was ich bin – Rote Lebensläufe aus Ost und West
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