Geburtstagsgrüße zum Tag der NVA von Liane Kilinc

Eine andere Tradition

Liane Kilinc

Am 1. März schrieb uns UZ-Leser Roland Winkler aus Aue: „Wir führen seit Monaten die Diskussion über Sozialismus, den Weg dahin und setzen viel Hoffnung in die Entwicklung Chinas. Habe ich es überlesen oder ist es in Vergessenheit geraten, dass der 1. März alljährlich der Tag der Nationalen Volksarmee der DDR war? Dessen zu gedenken sagt sehr viel darüber aus, wie wir zu Sozialismus, zu Bildungsarbeit darüber und zu unseren Erfahrungen, Lehren und vielleicht auch schmerzhaften Erkenntnissen stehen. Wenn wir gern und berechtigt den Beitrag der DDR und ihrer NVA für Jahrzehnte Frieden in Europa betonen, dann darf ein solcher Gedenktag nicht an uns vorüber gehen.“ Ja, da hat Roland Winkler recht. Mit einem Tag Verspätung veröffentlichen wir die Rede von Liane Kilinc, die sie am 1. März bei der Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung (GRH) zur Gründung der NVA im Jahr 1956 hielt, und danken den Genossinnen, Genossen und Freunden für ihren Friedensdienst!

„Nichts zeigt uns deutlicher als die Gegenwart, wie bedeutend es ist, für den Frieden einzustehen. Das hat unsere Nationale Volksarmee jeden Tag ihres Bestehens getan. Es wird gerade für jedermann sichtbar bewiesen, dass es auch die Existenz unserer Armee war, die die NATO an militärischen Abenteuern gehindert, die das Streben der Vereinigten Staaten nach Weltherrschaft im Zaum gehalten hat. Diese Armee war nützlich, für unser Land, aber auch für die Menschheit. Sie hat die Souveränität der DDR gesichert, auch an der damals schärfsten Grenze der Welt.

Wir sehen heute, wie eine deutsche Armee aussieht, die für die Menschen ihres Landes nicht nützlich ist, sondern schädlich. Die sich den aggressiven Interessen einer US-Regierung unterordnet, die nicht nur bereits einen Krieg gegen Russland führt, sondern auch noch einen gegen China anstrebt; eine Armee, die einer Politik folgt, die so wenig mit den Interessen der Bevölkerung zu tun hat, dass sie auf einen kriegerischen Akt des vermeintlich engsten Verbündeten, die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines, eine terroristische Handlung, die sich gegen die Energieversorgung, die Industrie, die Zukunft Deutschlands richtet, nicht einmal reagiert.

Die Armee eines Landes hat eine Aufgabe: die Souveränität und die Interessen der Menschen, die in ihm leben, zu schützen. Heute sehen wir, dass unsere Armee die Souveränität beider deutscher Staaten gesichert hat. Und gleich, wie manche im vergangenen Frühjahr, zu Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine, gedacht haben mögen, inzwischen haben die Brandstifter des Kriegs in der Ukraine ihre Taten offen eingestanden. Stolz darauf, die Minsker Abkommen zur Täuschung missbraucht zu haben, haben Angela Merkel und François Hollande erklärt, sie hätten diesen Friedensplan niemals ernst gemeint. Der General der US-Marines, der für die Kriegsvorbereitungen im Pazifik zuständig ist, James Bierman, hat beschrieben, wie in der Ukraine durch die USA bereits die Logistik für einen Krieg gegen Russland aufgebaut wurde, Munitionslager angelegt wurden, so wie es augenblicklich auch gegen China geschieht.

Die Kriegstreiber in der US-Regierung, wie Victoria Nuland, die schon den Putsch in Kiew im Jahr 2014 organisierte, erklären offen, ihr Ziel sei es, Russland zu zerteilen, also den Staat zu zerstören. Ursula von der Leyen hat offen erklärt, die Sanktionen gegen Russland seien bereits im Dezember 2021 vorbereitet worden; zu einem Zeitpunkt, als jederzeit möglich gewesen wäre, durch eine Wahrnehmung der russischen Sicherheitsbedenken und die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen nicht nur den russischen Militäreinsatz zu vermeiden, sondern sogar der zerrissenen Ukraine die Möglichkeit zu einem Frieden zu schenken. Und selbst die Sprengung der Pipelines, die Kriegshandlung gegen Deutschland, wurde bereits im Herbst 2021 vorbereitet.

Die andere deutsche Armee, die Bundeswehr, duldet die Aufhebung der Souveränität und schickt getreu der Tradition der Naziwehrmacht deutsche Panzer gegen Russland. Panzer, die nur von Söldnern bedient werden können. Unsere Armee stand in einer anderen Tradition. In der der Spanienkämpfer wie Hans Beimler, die die spanische Republik gegen den faschistischen Putsch verteidigten. In der der deutschen Widerstandskämpfer. In der aller Kämpfer für ein besseres Deutschland. Und nicht umsonst trug unsere Militärakademie den Namen von Friedrich Engels, der in den Heckerschen Scharen während der Revolution 1848 um eine demokratische deutsche Nation gestritten hatte.

Seit 2014 kamen aus euren Reihen immer wieder Mahnungen zum Frieden. Schon, als die Saat für den heutigen Krieg gelegt wurde. Zuletzt mit den Briefen von Manfred Grätz und Sebald Daum, mit denen übrigens für den 27. März eine Podiumsdiskussion vorbereitet wird. Wie die Stimmen aller anderen, die nicht von der Aussicht auf einen Ostlandfeldzug berauscht sind, sind auch eure Warnungen nur außerhalb der großen Medien zu hören. Aber das macht sie umso wichtiger.

Auch die Spartakusbriefe hatten nur wenige Leser. Die Geschichte lehrt uns, dass sich das schnell und grundlegend ändern kann. Denn auch wenn den Menschen in Deutschland heute die Ohren dröhnen von den Verleumdungen, die längst über das gesamte russische Volk verbreitet werden, auch wenn überall immer wieder versucht wird, auf die Unterstützung der nazistischen Ukraine einzuschwören, auch wenn man immer öfter das Gefühl hat, Sportpalastreden zu lauschen – die Welt ist im Umbruch. Die Vereinigten Staaten können ihre Entwicklung nicht länger kontrollieren; die NATO plustert sich auf, hat aber bei weitem nicht die Stärke, die sie sich zuschreibt, und außerhalb des abgeschotteten Westens entwickelt sich eine neue, gerechtere Ordnung.

Wir können und wollen daran erinnern, dass ein Deutschland möglich ist, das in eine solche Ordnung passt, das sich nicht als Teil einer räuberischen Meute verhält. Wir können und wollen daran erinnern, dass der Auftrag einer deutschen Armee die Bewahrung der Souveränität und des Friedens sein sollte, und nicht die Unterordnung unter falsche Freunde.

Wir können und wir wollen an die Dankesschuld erinnern, die Deutschland gegenüber den Völkern der Sowjetunion trägt, keine Rache für die Gräuel der Naziwehrmacht geübt zu haben. Viele von Euch erinnern sich noch an die Waffenbrüderschaft im Warschauer Vertrag, und vielen von Euch ist euer Diensteid bis heute Leitschnur. Das macht euch zu einem Teil eines besseren Deutschlands. Nicht nur des vergangenen, auch des zukünftigen. Denn für unser Land, da muss man nur auf Nord Stream blicken, bietet die NATO, bietet das Bündnis mit dem stürzenden Hegemon USA keine Zukunft.

Wenn eine verräterische Regierung bereit ist, unser Land in einen Krieg gegen Russland zu ziehen, halten wir dagegen. Solange es nötig ist, wie auch immer es möglich ist – bis unser Land wieder für den Frieden steht!“

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