Gewerkschaften und Initiativen kämpfen gemeinsam für bessere Bedingungen an der Uni

Einigkeit macht stark

Bella Gruber

Schon von weitem hört man die Trillerpfeifen über den Campus schallen. Unter dem Motto “Bildung und Wissenschaft sind Gold wert – Wir sind es auch” versammelten sich am Montag im Rahmen der Tarifrunde der Länder über 300 Streikende vor dem Audimax der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Beschäftigungsverhältnisse sind sehr unterschiedlich, aber sie alle arbeiten in der Wissenschaft.

Dies ist kein normaler Streik. Mit dem Hochschulaktionstag fanden bundesweit dezentrale Aktionen der Gewerkschaften ver.di und GEW statt. Sie fordern ein Ende der prekären Arbeits- und Studienbedingungen, gemeinsam mit verschiedenen Initiativen, Studierendenvertretungen und hochschulpolitischen Organisationen.

Eine der drei zentralen Forderungen ist ein bundesweiter Tarifvertrag für Studentische Beschäftigte (TV Stud). Es wäre ein erster Schritt, um prekäre Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft abzuschaffen (UZ vom 17. November).

Die Vertreter der TVStud-Initiative vor Ort berichten von ihren Arbeitsbedingungen: Die Beantwortung der Frage, ob im Krankheitsfall eine Bezahlung erfolgt, ob Urlaub genommen werden kann oder die angemessene Vergütung von Überstunden erfolgt, hänge oft vom guten Willen des Vorgesetzten ab. Studentenjobs an den Universitäten könne letztendlich nur machen, wer das Geld nicht brauche. Denn mit Mindestlohn und Kettenbefristungen könne man sich schwer über Wasser halten, die soziale Spaltung im Bildungswesen werde weiter verfestigt.

Johannes, Wissenschaftliche Hilfskraft an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied von „RuhrUni Unbefristet“, unterstreicht im persönlichen Gespräch die Bedeutung des gemeinsamen Kampfes der Beschäftigten an der Uni. Die Initiative umfasst nicht nur wissenschaftliche Mitarbeiter, sondern auch Personen in der Verwaltung und studentische sowie wissenschaftliche Hilfskräfte. Ihr Ziel ist es, statusübergreifend positive Veränderungen an der Universität herbeizuführen. Der extrem niedrige Organisationsgrad an der Uni mache die Zusammenarbeit aller Beschäftigten nötig, so Johannes. Diese hätten die gleichen Interessen. Das weiß auch die Gegenseite: Die Tarifgemeinschaft der Länder hatte während der Tarifverhandlungen deshalb versucht, die Beschäftigtengruppen zu spalten.

Johannes sieht eine weitere Chance durch den Streik. Indem der Unibetrieb unterbrochen werde, gebe es am Hochschulaktionstag die Gelegenheit, auch Aufmerksamkeit bei den Studierenden zu schaffen. Ziel sei es, dass die Studierenden sich Fragen stellen wie: Wie und unter welchen Bedingungen wird an der Hochschule gearbeitet? Der gemeinsame Kampf mit den Studierenden sei notwendig, um weiter voranzukommen und zu wachsen.

Tashina Will, Jugendsekretärin im ver.di Bezirk Mittleres Ruhrgebiet, sieht das ähnlich. Gerade weil die Beschäftigungsverhältnisse an den Universitäten und Hochschulen so vielfältig seien, brauche es genau diese Vernetzung unter den Aktiven. „Unser Ziel ist es, noch stärker zu werden und im Endeffekt wollen wir alle dasselbe: die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, und das möchten wir gemeinsam erreichen. Die Erfahrung heute hat gezeigt, dass gemeinsame Stärke hier entscheidend ist. Also können wir, als Gewerkschaft, nur Positives daraus ziehen, wenn wir sagen, wir verbünden uns eben auch mit Initiativen und Bündnissen.”

Für Will ist der Hochschulaktionstag ein erster Schritt: „Wenn wir an die Hochschulen schauen, lief da in den letzten Jahren nicht viel in der Tarifrunde. Da ist es wichtig, die Leute erst mal vor die eigene Haustür zu kriegen. Die haben heute Streikluft geschnuppert und jetzt ist das Potenzial dann auch da, die Beschäftigten zu den zentralen Aktionen zu bringen.”
Die Organisatoren der Streikkundgebung blicken mit Zuversicht auf zukünftige Streiks.

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