Reaktionen auf den Tod der engagierten Antifaschistin Esther Bejarano

„Esther ist nicht zu ersetzen“

Esther Bejarano, Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau, Ehrenvorsitzende der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) und Vorsitzende des „Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V.“, starb in der Nacht zum 10. Juli in einem Hamburger Krankenhaus. Sie wurde 96 Jahre alt.

„Wir trauern gemeinsam mit ihrer Familie um diese großartige, mutige und unerschütterliche Frau“, erklärten Bejaranos Angehörige und das „Auschwitz-Komitee“ in einer ersten Erklärung anlässlich des Todes der Antifaschistin.

Der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele beschreibt seine Begegnung mit Bejarano auf dem UZ-Pressefest 2016 als große Ehre, an die er sich sein Leben lang erinnern werde. „Esther wird für uns immer ein Vorbild sein als Kämpferin gegen das Vergessen des Faschismus und der Shoa, ein Vorbild in der Hinwendung zur Jugend, ein Vorbild des lebenslangen Kampfes. Esther ist nicht zu ersetzen, und trotzdem ist es unser Auftrag, zu versuchen, die riesige Lücke zu füllen, die sie hinterlässt. Wir verneigen uns vor ihrem Leben, ihrer Leistung, ihrer Persönlichkeit“, würdigt Köbele die Auschwitz-Überlebende und Kommunistin.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hebt Bejaranos mutige Persönlichkeit und unermüdliches Engagement für die Verfolgten des Naziregimes hervor, zollt ihr aber auch als Sängerin Respekt. „Wer sie je in ihrem musikalischen Element erlebt hat, wird sich immer daran erinnern: So mitreißend war sie! In großer Dankbarkeit und Hochachtung denke ich in diesen Stunden an Esther Bejarano. Sie wird immer einen Platz in unseren Herzen haben“, so Steinmeier in seinem Kondolenzschreiben.

Felix Oekentorp, Landessprecher der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen und Kriegsgegner“ (DFG-VK) in Nordrhein-Westfalen, bedauert, eine wichtige Mitstreiterin im Kampf gegen Militarismus verloren zu haben. Er schreibt: „Esther Bejarano, die am eigenen Leib erleben musste, was Faschismus bedeutet, war jahrzehntelang ein Symbol für unermüdlichen antifaschistischen Widerstand, ein Vorbild, das uns nun fehlen wird. Esther, unser Kampf muss weitergehen und er geht weiter.“

Tief bestürzt zeigt sich der Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Dessen Vorsitzender Reiner Hoffmann, seine Stellvertreterin Elke Hannack und die Vorstandsmitglieder Stefan Körzell und Anja Piel charakterisieren Bejarano als „eindrucksvolle politische und engagierte Mitstreiterin für Verständigung, die Erinnerung an den Holocaust, für Antifaschismus und gegen Antisemitismus, Rassismus, Hass und Intoleranz. Sie war für die deutsche Gewerkschaftsbewegung eine ganz besondere Mitstreiterin gegen Faschismus und für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ihre Stimme wird uns fehlen. Ihr Handeln ist unser Auftrag für die Zukunft.“

Der Liedermacher Konstantin Wecker, mit dem Bejarano befreundet war und mehrfach gemeinsam auf der Bühne gestanden hatte, beschreibt die Musikerin als „großartigen Menschen“ und „begnadete Musikerin“. Jede Begegnung mit der außergewöhnlichen Frau sei eine menschliche, musikalische und politische Bereicherung gewesen, die ihn geprägt habe. „Beeindruckend waren ihre Vitalität und Energie, ihre Offenheit und Kontinuität, ihre Lebensbejahung und ihre Lust, sich immer wieder auf Neues einzulassen.“ Weckers Resümee: „Esther Bejarano war und ist ein ganz großes Glück für alle, die auf der Suche nach einer gerechteren Welt sind.“

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"„Esther ist nicht zu ersetzen“", UZ vom 16. Juli 2021



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