Zum Tod von Klaus Huhn

Geradlinig

Von Adi Reiher

Klaus Huhn

Klaus Huhn

( Gabriele Senft)

Am vergangenen Freitag ist Klaus Huhn, langjähriger Mitarbeiter auch dieser Zeitung, gestorben.

Klaus‘ tiefe Verbundenheit mit der kommunistischen Bewegung lässt sich vielleicht in aller Kürze damit belegen, dass er der Stiefsohn des KPD-Mitbegründers Hugo Eberlein war. Sein Vater Willy Huhn war in der DDR zunächst Präsident der Notenbank, bis er 1950 wegen „Trotzkismus“ auf einen untergeordneten Posten abgeschoben wurde.

Klaus durfte dagegen geradlinig seinen Weg gehen. Mit 17 Jahren wurde er nach dem Krieg Journalist. Bald fand er seine große – wenn auch nicht einzige – Liebe, den Sport. 40 Jahre lang war er Sport-Chef des „Neuen Deutschland“, der er bis zum Ende der DDR blieb. Fast genau so lang war er Berichterstatter und Organisator der „Friedensfahrt“. Wer zählt all die Funktionen und Ehrungen? Als Journalist und Sportfunktionär war er eng mit der internationalen olympischen Bewegung und dem sagenhaften Aufstieg des Breiten- und Spitzensportes in der sozialistischen DDR verbunden. Olympiaden und Weltmeisterschaften – einschließlich des politischen Umfeldes – wurden „seine“ Welt. Er kannte sie alle, die Olympiasieger, IOC-Präsidenten, die Weltmeister und die Politiker, die sich im Glanze des Sportes sonnten.

Über seine Erlebnisse hat er dutzende Bücher und Broschüren geschrieben – nicht nur zum Thema Sport. Seine Tätigkeit nach der Wende bezeichnete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ einmal als „impertinente Propaganda“. Ein Wendehals war Klaus nicht. Mit der ihm eigenen Energie arbeitete er nach 1989 weiter. Im selbst gegründeten Spotless-Verlag – aber nicht nur dort – kämpfte er wie kaum ein anderer gegen alle Versuche, die DDR zu diskreditieren. Vieles ist noch erhältlich und überaus lesenswert. Wer kennt schon den „Schießbefehl“ an der westdeutschen Grenze bei Aachen, dem an die 40 meist jugendliche Schmuggler von 1945 bis in die 60er Jahre zum Opfer fielen? Klaus‘ Recherchen wurden noch im April des vergangenen Jahres in der „Aachener Zeitung“ gewürdigt.

Zum Schluss müssen wir Klaus danken, dass er im hohen Alter mit journalistischer Pünktlichkeit von altem Schrot und Korn seine Artikel bei uns ablieferte, zuletzt für die Weihnachtsausgabe 2016.

In der Zusammenarbeit mit Klaus bekam ich eher nebenbei mit, wie krank er in den letzten Jahren war. Das Schreiben fiel ihm schwer. Klagen war seine Sache nicht. Aber er vergaß selten nach der Gesundheit seines Gesprächspartners zu fragen.

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"Geradlinig", UZ vom 27. Januar 2017



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