United Auto Workers will Werksbelegschaft in den USA organisieren

Gewerkschaftsfeind VW

People’s World (USA), übersetzt und bearbeitet von Lars Mörking

Sind aller guten Dinge drei für die United Auto Workers (UAW) in ihrem langen Kampf um die gewerkschaftliche Organisierung der 4.100 Arbeiter des Volkswagenwerks in Chattanooga, Tennessee? Die neue Gewerkschaftsführung glaubt das. Und das VW-Werk ist Kern der UAW-Kampagne zur Organisierung der Automobilunternehmen im Süden der USA.

Die UAW gab am 18. März bekannt, dass eine überwältigende Mehrheit der VW-Beschäftigten in Chatta­nooga Wahlberechtigungskarten unterschrieben hat. Damit ist nur 100 Tage nach Beginn der UAW-Kampagne eine wichtige Voraussetzung für die gewerkschaftliche Organisierung des Werks erreicht worden.

Letztendlich ist das Ziel der Gewerkschaft, die etwa 150.000 Automobilarbeiter im gewerkschaftsfeindlichen Süden der USA für sich zu gewinnen. Dazu gehören die US-Bundesstaaten Alabama, Mississippi, Tennessee, Texas, Florida, Alabama und vor allem South Carolina.

Die wichtigsten Themen in Chattanooga sind Löhne, Arbeitsbedingungen und Respekt am Arbeitsplatz: „Ich will eine Gewerkschaft, damit wir bei unseren Arbeitsbedingungen mitreden können“, sagt ein Arbeiter in einem neuen Video auf der Webseite der UAW-Kampagne.

Die UAW hatte bereits zwei Anläufe genommen, um das VW-Werk in Chattanooga gewerkschaftlich zu organisieren – und knapp verloren.

Im Einklang mit EU-Arbeitsrecht hatte die VW-Führungsspitze in Deutschland wiederholt fromm verkündet, sie sei offiziell neutral gegenüber einer gewerkschaftlichen Organisierungskampagne. Aber die US-amerikanischen VW-Manager sind befreit von rechtlichen Bestimmungen, die auf ihrer Seite des großen Teiches nicht gelten. Sie brachten gewerkschaftsfeindliche republikanische Politiker ins Spiel – darunter US-Senator Bob Corker –, um die UAW zu verunglimpfen und, was noch wichtiger ist, damit zu drohen, staatliche Steuererleichterungen und Subventionen für eine geplante Erweiterung des Werks zu streichen, falls die Beschäftigten in die Gewerkschaft eintreten würden. Diese Drohung wurde mit einer teuren gewerkschaftsfeindlichen Werbekampagne untermauert – mit Erfolg.

Die UAW lässt sich davon nicht beirren, vor allem nicht der neue Vorsitzende der Gewerkschaft, Shawn Fain. Ein großer Pluspunkt: Der durchschlagende Erfolg der Streiks gegen die Detroiter Automobilkonzerne im vergangenen Jahr. Die UAW machte fast alle Verluste an Mitgliedern wett, die sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Detroit erlitten hatte. Sie setzte Lohnerhöhungen durch, die Wiederherstellung der Lohnanpassung an die Inflation und eine Erhöhung der Rentenzahlungen sowie die Abschaffung des verhassten zweistufigen Lohnsystems. Außerdem wurde ein schnellerer Aufstieg in die höchste Besoldungsgruppe ermöglicht.

Logistikmitarbeiter Victor Vaughn sagt: „Volkswagen hat Milliarden von Dollar für die Expansion in Chattanooga ausgegeben, aber im Moment ist die Sicherheit in unserem Werk ein großes Problem. Erst neulich wurde ich fast von vier über 500 Pfund schweren Kisten getroffen, als ich Teile ausliefern wollte. Dieser Vorfall hätte innerhalb einer Stunde aufgeklärt werden müssen, aber selbst nachdem ich Feierabend gemacht hatte, fragte mich niemand danach.“

In anderen Ländern arbeitet VW mit gewerkschaftlich organisierten Belegschaften zusammen, um die Werke sicher zu machen. Nicht so in den USA: Chattanooga ist hier das einzige Werk von VW und das einzige weltweit ohne gewerkschaftliche Organisierung.

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"Gewerkschaftsfeind VW", UZ vom 29. März 2024



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