Am Mittwoch, also nach Drucklegung dieser UZ, ist dem bekannten russischen Jesus-Darsteller Alexej Nawalny der „Günter-Wallraff-Preis“ verliehen worden – nicht für dessen schauspielerische Leistungen als Schmerzensmann und Stehaufmännchen, das nach jedem für menschliche Wesen absolut tödlichen Anschlag spätestens am dritten Tag wieder kregel ist. Sondern, wie „Deutschlandfunk“-Chefredakteurin Birgit Wentzien in ihrer Laudatio für den korrupten Rechtsextremisten hudelte, für seine „investigative Arbeit“: Nawalny habe sichtbar gemacht, „was sich hinter hohen Mauern im ‚System Putin‘ an Korruption und geheimen Reichtümern verbirgt“. Auf das Alibiwort der Öffentlich-Rechtlichen für Fakes, „mutmaßlich“, verzichtete Bentzien mutig. Der Namensgeber des Preises hat sich in der Vergangenheit durch verdeckte Recherchen verdient gemacht, mit denen er Erscheinungsformen der Kapitalherrschaft skandalisierte. Allerdings wären sie heute so nicht mehr möglich, sein Zielpublikum im grünen Milieu würfe ihm heute unter anderem „Blackfacing“ oder „kulturelle Aneignung“ vor. Den antikapitalistischen Kampf führt Wallraff heute beim Privatsender „RTL“.
Günter-Wallraff-Preis

(Foto 1: IlyaIsaev / Wikimedia /CC BY-SA 4.0 ; Foto 2: Linzenzfrei / Pixabay ; Foto 3: Michael Schilling / Wikimedia / CC BY-SA 3.0)
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"Günter-Wallraff-Preis", UZ vom 5. Mai 2023
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