DKP-Parteiabend zum Gewerkschaftstag der IGM

In Bewegung geraten

Von Gustl Ballin

Aus Anlass des Gewerkschaftstages der IG Metall in Nürnberg hatte die DKP zu einem Parteiabend eingeladen, der letzte Woche Donnerstag stattfand. 20 Besucherinnen und Besucher kamen, auch Interessierte aus der Region, die sich die Gelegenheit von Informationen aus erster Hand und den Meinungsaustausch unter aktiven Gewerkschaftern nicht entgehen lassen wollten.

Uwe Fritsch, Betriebsratsvorsitzender von VW Braunschweig und langjähriges Mitglied des DKP-Parteivorstands, gab zunächst einen Bericht und eine Einschätzung des bisherigen Verlaufs wieder. Es war sein fünfter Gewerkschaftstag in Folge. Er sah eine Entwicklung hin zu einer anderen Diskussion, die IG Metall sei in Bewegung, es gebe auch so etwas wie eine Aufbruchsstimmung, sagte er. Die Klassenfrage werde wieder schärfer gestellt, der Kapitalismus als solcher erkannt und benannt. Dennoch würden Veränderungen von der Mehrheit nur im Rahmen des Systems gedacht.

Klarer seien die Forderungen beispielsweise zur Abrüstung, zur Rückabwicklung der Agenda 2010 und zum Recht auf Asyl. Uwe Fritsch führte aus, dass es viele kämpferische Beiträge gegeben habe. Er sehe den technischen Wandel als eine große Herausforderung, der einen enormen Umbau erfordert und nach Auffassung der Gewerkschaft von den Unternehmern finanziert werden müsse. Das beträfe nicht nur, aber vor allem die Autoindustrie. Dort ist die IGM gut organisiert. Der Referent machte deutlich, dass der Umweltschutz nicht gegen Arbeitsplätze gestellt werden dürfe. Es gehe schließlich auch um gute Arbeitsplätze.

Die anschließende Diskussion war sehr lebhaft. Zu Merkels Auftritt wurde festgestellt, dass sie bei den Kolleginnen und Kollegen relativ positiv angekommen sei. Offensichtlich sei die Abwrackprämie noch in guter Erinnerung. Das mit 71 Prozent schlechte Ergebnis für den IGM-Chef Hofmann wurde anderntags mit zehnminütigem stehendem Applaus relativiert. So wurde der Wille zur Einigkeit demonstriert. Die Diskussion war früher schwieriger, der Antikommunismus hat sich verringert, der Einfluss der SPD ist abgeschwächt.

Als Problemfeld wurde die Entwicklung unterschiedlicher Arbeitswelten gesehen. Die Großbetriebe seien die Minderheit. Sie seien in Kleinbetriebe zerschlagen worden, in denen der gewerkschaftliche Organisationsgrad meist geringer ist. Früher seien es die Großbetriebe gewesen, die bei Tarifkämpfen die Linie festgelegt hätten. Heute sei zudem Tarifflucht ein großes Problem, denn mit jedem einzelnen Betrieb müsse ein Haustarif erkämpft werden. Und dort gelte es, Stärke zu entwickeln, damit die Unternehmensleitung überhaupt mit der Gewerkschaft rede.

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"In Bewegung geraten", UZ vom 18. Oktober 2019



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