Textilarbeiter fordern 8 Prozent mehr Geld

„Keine Luxusdebatte“

Die Kolleginnen und Kollegen in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie fordern 8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro mehr pro Beschäftigten, und die Erhaltung der Altersteilzeit. Für diese Forderung haben 13.500 Textilerinnen und Textiler in den vergangenen zwei Wochen kurzfristig ihre Arbeit niedergelegt. Mit verkürzten Schichten, mit Aktionen vor dem Werkstor oder betriebsübergreifenden Protestaktionen haben die Beschäftigten den Druck auf die laufenden Tarifverhandlungen deutlich erhöht.

So waren am 8. März, dem Internationalen Frauentag, knapp 300 Beschäftigte aus fünf Betrieben im nordrhein-westfälischen Düren zu einer gemeinsamen Protestaktion zusammengekommen. Bei einer lautstarken Kundgebung vor dem Sitz der „Vereinigten Industrieverbände“ wurde die Symbolik des Tages noch einmal hervorgehoben.

In der Textil- und Bekleidungsindustrie ist der Frauenanteil vergleichsweise hoch: Rund 43 Prozent der Beschäftigten sind dort weiblich. In der Bekleidungsindustrie arbeiten sogar fast 70 Prozent Frauen „Aber auch hier verdienen Frauen weniger als ihre Kollegen. Daneben leisten sie noch einen Haufen unbezahlter Fürsorgearbeit. Unsere Forderung nach 8 Prozent mehr, mindestens aber 200 Euro, soll auch ihnen zugute kommen. Sie haben mehr Geld in der Tasche am Ende des Monats verdient“, sagte Miriam Bürger, IG-Metall-Verhandlungsführerin, am Rande der Aktion.

Doch die Arbeitgeber bewegen sich in der dritten Verhandlung am Mittwoch letzter Woche keinen Zentimeter. Nach sieben Stunden Verhandlung ist auch das neue Angebot der Arbeitgeber ungenügend. Statt der geforderten tabellenwirksamen Entgelterhöhung von 8 Prozent bietet die Gegenseite nur geringe Anpassungen des ersten Angebots: 4 Prozent ab Oktober 2023 und 2,5 Prozent ab Oktober 2024 – Laufzeit 26 Monate.

Die „Inflationsausgleichsprämie“ bleibt unverändert: 1.500 Euro sollen in zwei Schritten, in der Höhe von 1.000 Euro im April und von 500 Euro ein Jahr später, ausgezahlt werden. Die Altersteilzeit und der geforderte Mindestbetrag von 200 Euro sind kein Teil des Angebots.

„Wir lassen uns nicht abspeisen. Wir führen hier keine Luxusdebatte, unsere Forderungen sind berechtigt und notwendig“, so Marc Otten, Mitglied der Verhandlungskommission der IG Metall, im Anschluss an die Gespräche mit der Kapitalseite.
Auch die IG-Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger machte deutlich: Die Beschäftigten sind motiviert, die Warnstreiks auszudehnen. Am 31. März findet die nächste Tarifverhandlung statt.

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"„Keine Luxusdebatte“", UZ vom 24. März 2023



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