Lehrer können im „begründeten Ausnahmefall“ Schüler zum Klimastreik gehen lassen

#Lehrer4future

Von Martina Lennartz

Martina Lennartz ist Lehrerin und kandidiert für die DKP auf Platz 12 bei der Wahl zum EU-Parlament am 26. Mai.

Die Diskussion um die Bewegung „Friday For Future“ zeigt, dass die EU nicht reformierbar ist. Die Profit- und Machtinteressen in der EU stehen den Interessen und der Zukunft der Schülerinnen und Schüler konträr gegenüber. Da täuschen auch keine Zusprüche von Merkel und Steinmeier, die Verständnis für das Mahnen der Schülerinnen und Schüler zeigen. Ja, liebe Regierung, liebes Kapital, dann macht es doch einfach.

Hauptverursacher des Klimawandels sind Konzerne wie Bayer/Monsanto, RWE und Mercedes-Benz, die ausschließlich an Profitmaximierung interessiert sind. Alle bürgerlichen Parteien stimmen der weiteren Rodung des Hambacher Forstes zu. In den Schulen lernen die Kinder, dass das Klima zerstört wird, sie lernen die Ursachen, das Ausmaß und dass ihre Zukunft dadurch immer unsicherer wird – aber nicht, was dagegen gemacht werden muss. Genau hier beginnt der Widerspruch.

Die schwedische Schülerin Greta Thunberg stellt sich seit dem 20. August 2018 jeden Freitag vor das schwedischen Reichstagsgebäude in Stockholm und bestreikt den Schulunterricht. Sie wird dies so lange fortsetzen, bis Schweden die Vereinbarung der 196 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit dem Ziel des Klimaschutzes in Nachfolge des Kyoto-Protokolls einhält. Viele tausende Schülerinnen und Schüler haben sich den Protesten angeschlossen und streiken unter dem Motto „Friday For Future“ in vielen Ländern seit Wochen für mehr Klimaschutz. Die Schülerinnen und Schüler sind die letzte Generation, die einen katastrophalen Klimawandel noch verhindern kann. Widerstand ist notwendig, denn der nachhaltige Klimaschutz im Kapitalismus ist ein Widerspruch in sich.

Die Schülerinnen und Schüler, die nun für ihr Recht auf eine intakte Umwelt freitags auf der Straße demonstrieren, werden als Schulschwänzer beschimpft. Die Schülerinnen und Schüler haben auf den Demos die Gelegenheit sich besser zu informieren, zu vernetzen und wichtige Kampferfahrung zu sammeln. Die Lernenden müssen lernen, sich zu wehren und sich zu organisieren. Nicht nur politisch, sondern auch schulisch gesehen ist das Engagement der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im Sinne der Demokratieerziehung und entspricht ebenso dem Bildungsauftrag, Mitverantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Beides sind klare Bildungsziele, die im Rahmenplan vorgesehen sind.

Trotzdem gilt jedoch die Schulpflicht. Es gibt eine rechtliche Möglichkeit, die einzelne Schulen unterstützen, indem sie die Eltern darauf hinweisen, dass Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer sowie Tutorinnen und Tutoren Schülerinnen und Schüler „in besonders begründeten Ausnahmefällen auf Antrag ihrer Eltern, volljährige Schülerinnen und Schüler auf ihren Antrag vom Unterricht beurlauben können“ (Paragraf 3 VOGSV – Befreiung und Beurlaubung, Abs. 2). Die Teilnahme an einer weltweit stattfindenden Initiative für die Umwelt sollte für die Lehrerinnen und Lehrer einen „begründeten Ausnahmefall“ darstellen. Es ist sinnvoll, solche Aktionen an den Schulen mit und durch die Schülervertretungen und dem Verbindungslehrer/Vertrauenslehrer zu organisieren. Es wäre vorbildlich, wenn die Lehrerinnen und Lehrer sich auch an dieser Stelle für die Zukunft ihrer Lernenden interessieren und diese ermutigen teilzunehmen. Ausgenommen für die Teilnahme sind terminierte Prüfungstage. Ein Antrag muss schriftlich erfolgen. Für den 15. März 2019 sind mehr als 860 Proteste in 75 Ländern geplant. Die DKP unterstützt diese Initiative und zeigt sich solidarisch. Bildet euch – bildet andere – bildet Widerstand. Gemeinsam für unsere Zukunft!

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"#Lehrer4future", UZ vom 15. März 2019



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