Zum Mond, zum Mars und dann weiter …

Planet Trump

Von Nina Hager

1961 hatte Präsident John F. Kennedy, nur anderthalb Monate nach dem Flug des ersten Menschen in den Weltraum, des Bürgers der Sowjetunion Juri Gagarin, vor dem US-Kongress in einer Rede das Ziel verkündet, noch im selben Jahrzehnt einen Menschen zum Mond und wieder zurückbringen zu lassen. Die Konzentration großer wissenschaftlicher, technisch-technologischer und finanzieller Ressourcen des Landes führten zum Erfolg: Am 20. Juli 1969 erreichte die Landefähre von Apollo 11 die Mondoberfläche. Die letzte bemannte Mondmission fand im Dezember 1972 statt (Apollo 17).

Im Dezember – 45 Jahre nach der letzten bemannten Mondlandung – unterzeichnete Präsident Donald Trump eine Direktive, mit der die NASA, die US-Raumfahrtagentur, beauftragt wird, sobald wie möglich Astronauten zum Mond, später auch zum Mars, zu entsenden. „Dieses Mal werden wir nicht nur Flaggen aufstellen und unsere Fußabdrücke hinterlassen, sondern wir werden letztlich das Fundament für eine Mars-Mission legen – und, vielleicht, für viele weitere Welten“, so Trump. „Wir sind die Spitzenreiter, wir werden die Spitzenreiter bleiben und wir werden das um ein Vielfaches ausbauen.“ Vizepräsident Pence sagte, es gehe zugleich um die „nationale Sicherheit“. Auch wenn es vor allem um das eigene Prestige geht: Man will und muss dabei nicht nur mit der US-Industrie zusammenarbeiten sondern auch mit anderen Staaten. Ob dann Russland und China dazugehören werden? China hat in den letzten Jahren auch in der bemannten Raumfahrt große Fortschritte erreicht.

Wurde Trump nun zum Förderer der Wissenschaft? Darum ging es ihm gewiss nicht. Unter seiner Präsidentschaft wurden Mittel für die Klimaforschung und andere Wissenschaftsbereiche gekürzt, dem Umweltministerium sitzt nun ein Leugner des Klimawandels vor. „Ich liebe die NASA“, hatte Trump im Wahlkampf erklärt. Doch das hinderte ihn nicht daran, in den ersten Monaten seiner Regierung auch für die NASA Budgetkürzungen anzuordnen: Zu dem, was wegfallen sollte, gehörten fünf Erd-Erforschungsmissionen.

Bevor ein Marsflug stattfinden kann, stellen sich noch eine ganze Reihe offener Fragen. Der Flug zum Mond und zurück dauert nur wenige Tage. Der zum Mars und zurück mindestens 14 bis 16 Monate. Die Antriebstechnik wird bei einem Flug zum Mars wahrscheinlich nicht das Problem sein: Eine neue US-“Superrakete“ soll eingesetzt werden. Das sogenannte Space Launch System (SLS) könnte Ende 2019 das erste Mal eine unbemannte Nutzlast in den erdnahen Weltraum befördern. Derzeit wird zudem – auch mit Zuarbeit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), die den zentralen Teil, das Europäische Servicemodul (ESM), entwickelt, – an einem neuen Raumschiff, „Orion“, gearbeitet. Es soll für Flüge zur Internationalen Raumstation ISS sowie für Mond- , Mars- und Asteroidenflüge eingesetzt werden. Sein erster bemannter Mondflug ist derzeit für 2023 geplant. Zudem arbeiten Privatunternehmen in den USA an entsprechenden Raumfahrzeugen und an Antrieben. Nicht nur Elon Musk, u. a. Chef des privaten SpaceX-Unternehmens, will zum Mond, sondern bald auch (bereits 2024) eine menschliche Kolonie auf dem Mars errichten lassen.

Die „sanfte“ Landung und der Start der Landefähre vom Planeten Mars wird – soll es keine Mission ohne Wiederkehr werden – jedoch zur Herausforderung. Und: Man muss bei einem Marsflug neben der wissenschaftlichen Ausrüstung auch Medizin und Medizintechnik, ausreichend Verpflegung, Wasser und Kleidung usw. für die vielen Monate des Fluges und den Aufenthalt mitnehmen. Schwierig wird es für die Reisenden, die lange Isolation fern von der Erde zu verkraften und die Schwerelosigkeit. Vor allem der Schutz vor kosmischer Strahlung (galaktischer kosmischer Strahlung, vor der uns normalerweise das Magnetfeld und die Atmosphäre der Erde schützen, sowie Strahlung infolge von Sonnenausbrüchen) ist ein bislang ungelöstes Problem. Und was passiert bei schweren Erkrankungen oder einer Havarie?

Eine Studie der NASA kam 2015 zum Ergebnis, dass eine bemannte Marsumrundung erst 2033 möglich wäre. 2039 könnte dann die erste Landung stattfinden. Andere Wissenschaftler halten diesen Zeitplan jedoch für nicht realistisch.

Über die Autorin

Nina Hager (Jahrgang 1950), Prof. Dr., ist Wissenschaftsphilosophin und Journalistin

Hager studierte von 1969 bis 1973 Physik an der Humboldt-Universität in Berlin. Nach dem Abschluss als Diplom-Physikerin wechselte sie in das Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR und arbeite bis zur Schließung des Institutes Ende 1991 im Bereich philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung. Sie promovierte 1976 und verteidigte ihre Habilitationsschrift im Jahr 1987. 1989 wurde sie zur Professorin ernannt. Von 1996 bis 2006 arbeitete sie in der Erwachsenenbildung, von 2006 bis 2016 im Parteivorstand der DKP sowie für die UZ, deren Chefredakteurin Hager von 2012 bis 2016 war.

Nina Hager trat 1968 in die SED, 1992 in die DKP ein, war seit 1996 Mitglied des Parteivorstandes und von 2000 bis 2015 stellvertretende Vorsitzende der DKP.

Hager ist Mitherausgeberin, Redaktionsmitglied und Autorin der Marxistischen Blätter, Mitglied der Marx-Engels-Stiftung und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

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"Planet Trump", UZ vom 26. Januar 2018



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