Dortmund und Schalke blamieren sich zeitgleich

Richtig, richtig schlecht.

Von Karl Rehnagel

Der Freitag, an dem Dortmund spielte, war dunkelgrau. Außen wie innen. Nach fast dreimonatiger Sportabstinenz empfing mich mein kleines, völlig überaltertes Studio mit dem Flugblatt: „Die Zeit war sehr schön, aber nun müssen wir schließen.“ Wie jetzt? Soll ich nun zum Sporteln bei den braungebrannten 20-jährigen Blendamedheidis und Instagramhorsten ins Fit X oder wie? Ganz ehrlich? Nicht mehr in diesem Leben! Zeitgleich sagte die schöne M. das Spiel ab („Ich bin so müde“) und Freundin S., die lesbische Basslehrerin, schrieb: „Freu mich auf Fussball mit dir morgen?!, hab mir extra freigehalten!“ Alles richtig, richtig schlecht.

Letzte Meldung: Tedesco darf weiter den Übungsleiter auf Schalke geben.

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( Sandro Halank, Wikimedia Commons / Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Zum Spiel kamen dann die Arbeitskollegen D. und C., weil sie später noch in Dortmund auf eine Party wollten. Die dann nicht stattfand. Passte zum Tag. So waren wir acht mehr oder minder alte Säcke, die da am Tisch hockten, der unverwüstliche U. ohne Zähne hustete durch. Dortmund spielte schlicht und ergreifend beschissen, Augsburg gewann etwas glücklich, aber nicht unverdient 2:1. Vorsprung auf die Bayern? Weg. Breite Brust? Weg. Der Meistertitel? Vielleicht auch. Richtig, richtig schlecht.

Noch schlechter, also viel, viel, viel schlechter: Unsere Freunde aus der Nachbarstadt. Schalke? 04! Ein katastrophaler Offenbarungseid zu Hause (!) gegen eine Mannschaft, die vor der Saison als sicherer Abstiegskandidat gehandelt wurde. Kann man mal so machen, darf sich dann aber nicht wundern, wenn die Fans völlig ausflippen. Und Trainer Tedesco? Würde mich arg wundern, wenn der noch auf Schalke ist, wenn diese Zeilen mit Druckerschwärze gefüllt werden. Der Kader der Knappen hat angeblich einen Marktwert von 255,70 Millionen Euro. Gegner Düsseldorf steht bei 54,20 Millionen Euro. Klar sind das nur Zahlen. Aber Geld schießt eben doch Tore, siehe Bayern München. Ganz ehrlich Schalke? Richtig, richtig schlecht.

Und sonst? Wäre ich zur Zeit gerne Frankfurt-Fan. Die wollen immer gewinnen und machen das 3:2-Siegtor zur Not in der 90. + 6. Minute durch einen Typen namens Gonçalo Paciência. Schöner Name. Hab ich noch nie gehört. Bayern gewinnt derweil 5:1 in Gladbach und fast zeitgleich, irgendwo in der Nähe von Castrop-Rauxel-Bladenhorst, fällt ein Sack Reis um. Nürnberg verliert erneut und hat 13 Punkte nach 24 Spieltagen. Das ist nur eines: Richtig, richtig schlecht.

Anfang April kommt es dann wohl zum Showdown: Dortmund muss nach München. Hopp oder Top. Sekt oder Selters. Meistertitel oder nächstes Jahr auf Asche. Ich würde das so schlicht und einfach angehen wie einst Rolf Rüssmann: „Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.“ Und zwar: Richtig, richtig schlecht.

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"Richtig, richtig schlecht.", UZ vom 8. März 2019



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