Schwere Vorwürfe gegen den WWF

Ruf ruiniert

Von Nina Hager

Gegen die Naturschützer des „ World Wildlife Fund For Nature“ (WWF) wurden in der vorigen Woche schwere Vorwürfe erhoben. Das US-Online-Magazin „Buzzfeed“ beschuldigt aktuell den WWF, Wildhüter finanziell und logistisch zu unterstützen, die auf brutale Weise gegen Wilderer vorgehen. Bei den Wilderern geht es nicht nur um gewerbsmäßige Banden, die zum Beispiel Nashörner wegen ihres Horns und Elefanten wegen des Elfenbeins töten, sondern offensichtlich auch um solche, die aus Not oder Tradition in den Schutzgebieten jagen oder fischen. In mehreren Ländern hätten Wildhüter und Paramilitärs, die mit der Natur- und Umweltschutzorganisation kooperieren, Aufgegriffene geschlagen, gefoltert oder sogar getötet, heißt es in dem Bericht. Gewalttaten habe es auch gegen unbeteiligte Zivilisten gegeben. Die Vorfälle sollen sich unter anderem in Nepal, in Indien und Kamerun ereignet haben. Vor allem der kongolesische Nationalpark Salonga, den der WWF gemeinsam mit der kongolesischen Naturschutzbehörde leitet, sei betroffen. Obgleich dem WWF die Vorwürfe bekannt seien und dort auch schon Wildhüter entlassen wurden, sammele der WWF Deutschland immer weiter Spenden. Andere Tierschutzorganisationen hatten schon früher kritisiert, dass sich der WWF beim Tierschutz auf bewaffnete Wächter stütze.

Der WWF erklärte nach der „Buzzfeed“-Veröffentlichung, man sei betroffen, wolle die Vorwürfe klären und Konsequenzen ziehen. Man werde „dabei von bewährten Menschenrechtsexpertinnen und -experten unterstützt“ und habe sofort „ein internationales Krisenteam eingerichtet“. „Für uns hat die Achtung der Menschenrechte oberste Priorität.“

Laut „Spiegel“ vom 5. März haben inzwischen in Großbritannien Parlamentsabgeordnete beider großer Parteien die Regierung von Theresa May aufgefordert, die Vorwürfe zu untersuchen. Hierzulande erwarten Umweltpolitiker der im Bundestag vertretenen Parteien vom WWF Aufklärung, fordern mehrheitlich aber auch eine unabhängige Untersuchung. Eva-Maria Schreiber, Obfrau der Fraktion der Partei „Die Linke“ im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, forderte die Bundesregierung auf, sich zu den Vorwürfen gegenüber dem WWF zu verhalten, „denn sie kooperiert bei der Förderung von Schutzgebieten eng mit dem WWF, listet ihn sogar als eigene Durchführungsorganisation. Zudem finanziert auch die Bundesregierung die Ausbildung, Ausrüstung und Bezahlung von fragwürdigen Wildhütern und paramilitärischen Kräften in Schutzgebieten.“ Obgleich sich in letzter Zeit Berichte über Menschenrechtsverletzungen in den betroffenen Gebieten gehäuft hätten, „setzt die Bundesregierung gemeinsam mit der staatlichen Förderbank KfW und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit die Finanzierung von Schutzgebieten und die Kooperation mit fragwürdigen Partnern wie dem WWF nahtlos fort“.

Über die Autorin

Nina Hager (Jahrgang 1950), Prof. Dr., ist Wissenschaftsphilosophin und Journalistin

Hager studierte von 1969 bis 1973 Physik an der Humboldt-Universität in Berlin. Nach dem Abschluss als Diplom-Physikerin wechselte sie in das Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR und arbeite bis zur Schließung des Institutes Ende 1991 im Bereich philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung. Sie promovierte 1976 und verteidigte ihre Habilitationsschrift im Jahr 1987. 1989 wurde sie zur Professorin ernannt. Von 1996 bis 2006 arbeitete sie in der Erwachsenenbildung, von 2006 bis 2016 im Parteivorstand der DKP sowie für die UZ, deren Chefredakteurin Hager von 2012 bis 2016 war.

Nina Hager trat 1968 in die SED, 1992 in die DKP ein, war seit 1996 Mitglied des Parteivorstandes und von 2000 bis 2015 stellvertretende Vorsitzende der DKP.

Hager ist Mitherausgeberin, Redaktionsmitglied und Autorin der Marxistischen Blätter, Mitglied der Marx-Engels-Stiftung und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

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"Ruf ruiniert", UZ vom 15. März 2019



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