Jungfernflug der „Crew Dragon“ mit zwei Astronauten an Bord erfolgreich gestartet

Trump träumt

Für die US-Raumfahrt war es ein lang ersehnter Tag. Neun Jahre nach der Einstellung des Space-Shuttle-Programms starteten am Samstag erstmals wieder Astronauten vom Weltraumbahnhof Cap Canaveral. Eine Falcon-9-Rakete des privaten Weltraumunternehmens SpaceX des Milliardärs Elon Musk brachte die „Crew Dragon“, ein im Auftrag der NASA vom Unternehmen entwickeltes Raumschiff, mit zwei Astronauten an Bord erfolgreich ins All. Am vergangenen Sonntag dockte die „Crew Dragon“ an der internationalen Raumstation ISS an. Nach einigen Wochen Aufenthalt auf der Station sollen die Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley mit dem Raumschiff wieder zur Erde zurückkehren.

Die „Crew Dragon“ ist ein hochmodernes, mehrfach nutzbares Raumschiff, das bis zu sieben Personen Platz bietet. Der erste Testflug zur ISS, noch ohne Besatzung, erfolgte im März 2019. Der jetzige bemannte „Jungfernflug“ dient der weiteren Erprobung der Systeme. Das Projekt ist Teil des „Commercial Crew Program“ der NASA, das Anfang der 2010er Jahre, also unter Präsident Obama, aufgelegt wurde, um nach dem geplanten Ende der Shuttle-Flüge der NASA mit Hilfe privater Raumfahrtunternehmen möglichst schnell wieder eigene bemannte Flüge ins All zu ermöglichen. Auch zur ISS, denn seit 2011 erfolgte der Austausch der Langzeitbesatzungen der Station nur noch über russische „Sojus“-Raumschiffe. Rückschläge verzögerten jedoch über die Jahre immer wieder die Umsetzung des NASA-Plans. Wenn die jetzige Mission erfolgreich abgeschlossen werden kann, sollen mit dem Raumschiff jährliche Crew-Austausch-Missionen zur ISS erfolgen. Raumfahrtspezialisten verweisen darauf, dass ein erfolgreicher Test nicht nur der NASA nutzt, sondern mehr Planungssicherheit und Nutzen für alle an der Internationalen Raumstation Beteiligten bringen wird: Mögliche Ausfälle von Flügen könnten besser kompensiert, Zeitpläne besser eingehalten werden.

Für US-Präsident Trump, der am Samstag das zweite Mal in einer Woche – der erste Starttermin musste verschoben werden – extra zum Kennedy-Space-Center gereist war, ist das nicht erwähnenswert. Trump nannte den erfolgreichen Start nicht nur eine „historische Tat“: „Wir haben eine heldenhafte Tat beobachtet.“ Der Start markiere für die USA die „kühne und triumphale Rückkehr zu den Sternen“. Nicht einmal die Schwerkraft könne die USA zurückhalten, die sich ihren Platz „als Anführer der Welt“ zurückerobert hätten. „Wir haben etwas kreiert, das den Neid der Welt auf sich zieht, und wir werden bald auf dem Mars landen“, erklärte er und drohte: „… und wir werden bald die besten Waffen haben, die man sich in der Geschichte je vorstellen konnte.“ Der britische „Guardian“ hatte schon vor dem erfolgreichen Start daran erinnert, dass Trump alles vor allem für sich selbst zu nutzen versucht. Auch dieses Ereignis. Der Jungfernflug der „Crew Dragon“ war für ihn – auch mit Blick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen – eine besondere und willkommene Gelegenheit, von den gravierenden Problemen des Landes sowie seinem eigenen ständigen Versagen abzulenken und sich selbst zu inszenieren, während das Land mit der Corona-Pandemie kämpft, über hunderttausend Tote zu beklagen hat, einen in der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg beispielloser Zusammenbruch der Wirtschaft erlebt und Unruhen in vielen Städten.

Über die Autorin

Nina Hager (Jahrgang 1950), Prof. Dr., ist Wissenschaftsphilosophin und Journalistin

Hager studierte von 1969 bis 1973 Physik an der Humboldt-Universität in Berlin. Nach dem Abschluss als Diplom-Physikerin wechselte sie in das Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR und arbeite bis zur Schließung des Institutes Ende 1991 im Bereich philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung. Sie promovierte 1976 und verteidigte ihre Habilitationsschrift im Jahr 1987. 1989 wurde sie zur Professorin ernannt. Von 1996 bis 2006 arbeitete sie in der Erwachsenenbildung, von 2006 bis 2016 im Parteivorstand der DKP sowie für die UZ, deren Chefredakteurin Hager von 2012 bis 2016 war.

Nina Hager trat 1968 in die SED, 1992 in die DKP ein, war seit 1996 Mitglied des Parteivorstandes und von 2000 bis 2015 stellvertretende Vorsitzende der DKP.

Hager ist Mitherausgeberin, Redaktionsmitglied und Autorin der Marxistischen Blätter, Mitglied der Marx-Engels-Stiftung und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

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"Trump träumt", UZ vom 5. Juni 2020



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