Alles Stöger, oder was?

Wenn der Wodka nicht mehr hilft

Von Karl Rehnagel

Ich schleppe mein Humpelbein Richtung Stammkneipe, Heimspiel gegen Bremen. Der Fisch wird verputzt, soviel ist klar. Gegen Bremen haben wir gefühlt die letzten 200 Jahre zu Hause nicht verloren, der passende Gegner für eine verfahrene Situation. Die Stahlschiene für mein Knie lege ich dezent auffällig neben mein Bier auf den Tisch, jeder soll sehen: der Junge gibt alles.

Während sich die Gespräche um Whatsapp, Weihnachtsmarkt und Wetter drehen, tippe ich auf ein mühsames Gerumpel und einen knappen Heimsieg. Was folgt, ist ein halb richtiger Tipp, nämlich Gerumpel. Unterirdisches, unvorstellbares, groteskes Gerumpel. Hätte man mich zur noch aktiven Zeit auf dem Platz gefilmt, es wäre definitiv nicht schlimmer gewesen. Das Ganze geht dann so weit, dass ein Fußballer, genannt Schürle, Kostenpunkt irgend etwas um 35 Millionen Euro, einen Pass aus drei Metern Entfernung ins Aus verstolpert. Hier hilft kein Bier mehr, Wodka muss her.

Aber auch der hilft nicht mehr, wir verlieren tatsächlich und jetzt … ja, was? Peter (Bosz) raus, Peter (Stöger) rein. Der gerade vom Tabellenletzten (!) entlassene Trainer soll uns führen. Was auf den ersten Blick wie das Sahnehäubchen auf dem Absurditätenkakao anmutet, ist auf den zweiten wohl das Bestmögliche, was gerade machbar ist.

Was jetzt zuerst geheilt wird, mein Knie oder der BvB? Ich wage keine Prognose – bei beiden nicht. Nur: Schlimmer kann‘s ja auch nicht mehr werden.

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"Wenn der Wodka nicht mehr hilft", UZ vom 15. Dezember 2017



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