Der Kampf der Riva-Beschäftigten ist international

Aufgeben ist keine Option

Von Philippe Drastik

Kämpferisch begann die internationale Konferenz zum Ende der 13. Streikwoche, veranstaltet von der IG Metall, die sich in einem eisernen Kampf um Tarifvertragsbindung mit Riva Stahl befindet (siehe UZ vom 30.8.19). Die Streikenden, die sich eingefunden hatten, zogen mit großem Transparent und Sprechchören wie: „Wir sind noch frisch, Riva an den Tisch!“ und „Hoch die internationale Solidarität!“ in den Saal der europäischen Rechtswissenschaften ein. Vorne im Saal formierten sie sich als Block, sangen „Keiner schiebt uns weg“ und unterstrichen nochmals ihre Forderungen an Riva.

Neben Christian Schmitz und Uwe Zabel von der IG Metall Trier sprachen auch internationale Gäste wie Jean-Claude Bernardini, Geschäftsführer der Gewerkschaft OGBL/IGR aus Luxemburg, und Mirco Rota, Vorstandsmitglied der italienischen Metallarbeitergewerkschaft FIOM/CGIL. Beide betonten in ihren Reden, wie wichtig der internationale Kampf und die internationale Solidarität sind, um sich gegen international agierende, ausbeuterische Unternehmen zur Wehr setzen zu können. So meinte Mirco Rota, dass in einer globalen Marktwirtschaft ein international agierender Betrieb wie Riva nur mit internationaler Solidarität bekämpft werden kann. Wenn der Streik in Trier und Horath scheitern sollte, hätte dies auch unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeiterinnen und Arbeiter in Italien. Denn, so Rota, Kapitalisten suchen sich immer den Platz auf der Welt aus, um ihre Ware zu produzieren, an dem es ihnen am effektivsten möglich ist, das Proletariat auszubeuten. Ein Scheitern des Arbeitskampfs in Deutschland könnte langfristig das Wegbrechen der Arbeitsplätze der an Tarife gebundenen Arbeiterinnen und Arbeiter in Italien bedeuten.

Auch Schmitz und Zabel betonten, dass der Arbeitskampf in Trier zeige, dass die Kampflinien nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen Oben und Unten verlaufe. Der Arbeitskampf bleibe immer ein Kampf zwischen Ausgebeuteten und Kapitalisten und lasse sich nicht verblenden von Rufen nach Nation und Rasse. Der Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter könne nur international geführt werden.

Die Stimmung bei den Streikenden blieb gut. „Wir kämpfen weiter, für das, was wir verdient haben“, so eine Kollegin. Besonders der Zusammenhalt zwischen den Werken in Trier und Horath sei besser und solidarischer als vor dem Streik. „Wir halten zusammen, wir sind schon eine Familie geworden. Dass es noch keine Annäherung für den Tarifvertrag gibt, verstehen wir alle nicht“, so die Kollegin weiter. „Unsere Fragen, warum wir die einzigen Werke sind ohne Tarifvertrag, blieben unbeantwortet.“

Auch ein anderer Kollege zeigte sich optimistisch. „Wir sind unaufhaltsam, wir machen weiter bis zur Unterschrift“, so der Streikende. „Man sieht durch den Streik das Internationale. Frankreich, Belgien und die restlichen Länder, die dabei sind, unterstützen uns und wir sie. Solidarisch sind die in jedem Fall. Unser Kampf ist deren Kampf und andersrum. Einer für alle und alle für einen. Und wie gesagt: Aufgeben ist keine Option.“

Da passt es, dass Kolleginnen und Kollegen vom Daimler-Werk unangekündigt an der Sitzung teilnahmen und den Streikenden ihre Solidarität aussprachen. Der tosende Applaus, mit dem sie und ihre ermutigenden und kämpferischen Worte in Empfang genommen wurde, zeigte, wie gut Solidarität tut, wenn man sich im längsten Arbeitskampf der Geschichte von Rheinland-Pfalz befindet.

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"Aufgeben ist keine Option", UZ vom 13. September 2019



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