Auswirkungen sind für Millionen verheerend

Corona verfestigt Dauerarbeitslosigkeit

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband befürchtet, dass sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen in der Covid-19-Pandemie auf über eine Million verfestigt. Damit ist ein so hoher Stand der Langzeitarbeitslosigkeit erreicht, wie er vor der Pandemie zuletzt im Frühjahr 2015 zu verzeichnen war. Die DKP hat in ihren Kernaussagen zur Bundestagswahl 2021 formuliert: „Die Corona-Pandemie hat noch einmal verdeutlicht, was die Beschäftigten im Kapitalismus wert sind. Millionen Menschen wurden und werden in Kurzarbeit oder in die Arbeitslosigkeit geschickt.“

Um 47 Prozent ist während der Pandemie nach Angaben des Verbandes die Zahl der Langzeitarbeitslosen gestiegen und verharrt seit der Jahreswende auf über einer Million. „Trotz der überraschend positiven Arbeitsmarktentwicklung der letzten Monate dürfen wir die über eine Million Langzeitarbeitslosen jetzt nicht aus dem Blick verlieren und zu den arbeitsmarktpolitischen Opfern der Pandemie werden lassen“, mahnt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. Für die Betroffenen und ihre Familien seien die Folgen von langjähriger Arbeitslosigkeit – Armut, soziale Ausgrenzung und gesundheitliche Belastungen – verheerend. „Wir müssen schnell handeln, um zu verhindern, dass sich die erschreckend hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen dauerhaft verfestigt“, so Schneider.

Der Gesamtverband fordert die Arbeitsverwaltung auf, jetzt in die Offensive zu gehen. Nur etwa 3 Prozent der Langzeitarbeitslosen hätten zuletzt ihre Arbeitslosigkeit durch ein Angebot öffentlich geförderter Beschäftigung beenden können und nur etwa 1,5 Prozent erhielten die Möglichkeit, an einer beruflichen Weiterbildung teilzunehmen. Auf Sanktionen müsse völlig verzichtet werden.
Zu befürchten ist auch, dass sich die dramatische Entwicklung noch fortsetzt, denn sie ist nicht nur der Pandemie geschuldet. Ebenfalls in ihren Kernpunkten zur Bundestagswahl sagt die DKP: „Die Stahlindustrie droht mit dem Abbau von tausenden Arbeitsplätzen, um Subventionen zu erpressen. Die Automobilindustrie lässt sich ihren Umbau von den Beschäftigten und Steuerzahlern bezahlen. Gewinner sind die großen Banken und Konzerne. Ihre Interessen werden von den Regierenden gegen die Interessen der Mehrheit der Menschen durchgesetzt.“ In der Sprache der Bosse heißt das anders, zum Beispiel beim Autobauer Daimler. Nach Einschätzung seines Chef Ola Källenius werde die Umstellung von Verbrennungsmotoren hin zur Elektromobilität Arbeitsplätze kosten. „Man muss auch ehrlich mit den Menschen sein: Die Montage eines Verbrennungsmotors bringt mehr Arbeit mit sich als der Bau einer Elektroachse“, sagte Källenius der „Welt am Sonntag“. „Selbst wenn wir den kompletten elektrischen Antriebsstrang selbst bauen würden, werden wir Ende der Dekade weniger Menschen beschäftigen.“

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"Corona verfestigt Dauerarbeitslosigkeit", UZ vom 6. August 2021



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