Die Sorgen der Zocker

Klaus Wagener zum „Kalten Krieg 2.0“

Die Finanz-Seite Bloomberg macht sich Sorgen: „Der US-amerikanisch-chinesische Handelskrieg hat eine gefährliche neue Phase erreicht. Die Zölle sind nun da und die Gefahr besteht, dass da noch mehr kommt.“ Aktuell 25 Prozent US-Zoll auf ein chinesisches Warenvolumen von 250 Mrd. Dollar. Die Bloomberg-Autoren haben zusammengerechnet und kommen auf „eine Rechnung von 600 Mrd. Dollar“. Um diesen Wert etwa werde 2021 das globale Bruttoinlandsprodukt sinken, wenn der Handelskrieg die größte Negativwirkung entfalte.

Einmal davon abgesehen, wie viel Spekulation in dieser Zahl steckt – noch ist offen, wie weit Washington und Peking noch eskalieren werden, Bloomberg macht klar, dass das US-Finanzkapital leiden wird. Je höher die Zölle, umso geringer die Profite.Trump hatte angedroht, die Zölle auf alle China-Importe auszuweiten. Auch eine Erhöhung der 25-Prozent-Marge ist denkbar. Das käme einer De-facto-Abriegelung des US-Marktes für chinesische Produkte gleich. Unklar ist, was die Chinesen dann tun werden.

Huawei-Gründer Ren Zhengfei hatte sich gegen Maßnahmen gegen Apple ausgesprochen: „Das wird erstens nicht geschehen, und wenn das doch passieren sollte, werde ich der erste sein, der dagegen protestiert.“ So kann man eine Drohung auch formulieren. Die Trump-Regierung will Huawei auf dem „westlichen“ Markt blockieren und von seinen Zulieferern abschneiden. Wenn nun Peking im Gegenzug Apple auf dem gigantischen chinesischen Markt ganz oder teilweise blockieren würde, hätte der IT-Gigant und das hinter ihm stehende Finanzkapital ein ernstes Problem.

Auch hier sind Eskalationen leicht möglich. Das US-Finanzkapital, nicht nur Apple, hat massiv in China investiert. Ein „Decoupling“, eine mehr oder weniger starke Separierung beider Wirtschaftszonen, als Konsequenz eines „Kalten Krieges 2.0“ dürfte für das Wall-Street-Casino unangenehme Konsequenzen haben. Die VR China sitzt auf Währungsreserven von 3 Billionen Dollar. Da sieht ein US-Desinvestment, zumindest monetär, so bedrohlich nicht aus.

Gleichwohl ist auch für China ein solches Szenario alles andere als wünschenswert. Es trägt neben den ökonomischen Problemen und den dadurch verursachten menschlichen Leiden das Potential zu außerökonomischen, militärischen Eskalationen in sich. Wenn es ökonomisch eng wird, kommen bekanntlich die Flugzeugträger zum Einsatz.

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"Die Sorgen der Zocker", UZ vom 31. Mai 2019



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