KPD-Politiker Walter Krämer war lange Jahre ein „unerwünschtes“ NS-Opfer

Ehrung für den „Arzt von Buchenwald“

Von HWK

nem Außenlager des KZ Buchenwald am 6. November 1941 ermordete antifaschistische Widerstandskämpfer Walter Krämer (KPD) ist den LeserInnen der UZ kein Unbekannter. Jetzt ist er auch als der „größte Siegen-Wittgensteiner“ in seiner Heimat den meisten Menschen ein Begriff. In einer von Kreisarchivar Thomas Wolf aus Anlass des 200. Jubiläums der Alt-Kreise Siegen und Wittgenstein organisierten Online-Abstimmung erhielt er 44 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auf Platz 2 landete mit dem Dirigenten Fritz Busch ebenfalls ein Mensch, der sich offen den Faschisten verweigerte.

„Offenbar ist es denen, die das Gedenken an Walter Krämer aktiv fördern, besonders gut gelungen, Unterstützer zum Abstimmen zu bewegen“, stellte Landrat Andreas Müller bei der Bekanntgabe des Ergebnisses fest. Angesprochen gefühlt haben dürfte sich die VVN-BdA Siegen, die mit Flyern und über „soziale Medien“ aktiv für die Teilnahme am „Voting“ geworben hatte.

Zusammen mit dem Aktiven Museum Südwestfalen (AMS) hatte die VVN-BdA mit einer Ausstellung an den 125. Geburtstag Walter Krämers am 21. Juni erinnert. Am Kreisklinikum Siegen-Wittgenstein in Siegen-Weidenau wurde an das Leben im Widerstand des „Arztes von Buchenwald“ erinnert. PatientInnen und BesucherInnen des Krankenhauses hatten so die Möglichkeit, sich über den Namensgeber des Walter-Krämer Platzes vor dem Haupteingang zu informieren.

In seinem Grußwort betonte Landrat Andreas Müller: „Es gibt Persönlichkeiten, die einfach beeindrucken. Wenn man sich mit ihrem Lebensweg beschäftigt, liest, was sie gesagt und getan haben, wie sie für ihre Werte, für Menschlichkeit, eingetreten sind – völlig unbeirrt, trotz schlimmster Verfolgung – dann kann man nur Hochachtung haben und bleibt tief beeindruckt zurück! – Walter Krämer ist eine dieser Persönlichkeiten.“

Auch der jahrzehntelange erinnerungspolitische Streit, an dessen Anfang ein erfolgloser Antrag der Siegener KPD kurz nach der Befreiung vom Faschismus stand, wurde nicht ausgespart: „Aber auch das ist Teil der historischen Wahrheit: Hier in Siegen hat es viele Jahre lang eine schmerzhafte Diskussion über die Frage gegeben, ob und wenn ja wie und wo Walter Krämer öffentlich geehrt werden soll. Das lag unter anderem daran, dass es im Nachkriegsdeutschland lange Zeit die Unterscheidung zwischen ‚akzeptierten‘ und ‚unerwünschten‘ NS-Opfern gab. Walter Krämer gehörte zu den unerwünschten. Er war eben Kommunist. Es hat bis zum Jahr 2014 gedauert, bis es in der Region einen Konsens gab, Walter Krämer öffentlich sichtbar zu ehren.“

Musikalische Akzente in der von Hans Walter Klein (VVN-BdA/AMS) moderierten heiter-ernsten „Geburtstagsfeier“ setzte Miriam Osvath (Querflöte) mit Liedern aus dem Widerstand. Darunter natürlich das „Buchenwald-Lied“ und abschließend das „Solidaritätslied“.

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"Ehrung für den „Arzt von Buchenwald“", UZ vom 21. Juli 2017



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