Lkw-Fahrer warten weiter auf ihre Löhne

Hungerstreik beendet

Rund 30 streikende Lkw-Fahrer an der A5-Raststätte Gräfenhausen haben ihren Hungerstreik am Montag beendet. Notfallmediziner hatten am vergangenen Wochenende Alarm geschlagen und auf die gesundheitlichen Risiken hingewiesen. Ihre Löhne haben die Streikenden bisher jedoch nicht erhalten. Wie die „Hessenschau“ berichtet, wirkten viele von ihnen ausgelaugt. 80 Fahrer sind es insgesamt, die dafür kämpfen, ausstehende Lohnzahlungen doch noch zu erhalten.

Edwin Atema, niederländischer Gewerkschafter und Verhandlungsbevollmächtigter der Streikenden, sagte dazu in der vergangenen Woche, dass es einen Hungerstreik für Lohn in Europa eigentlich nicht geben dürfe. Er bezeichnete die Situation weiterhin als „sehr ernst“ für die Fahrer, nicht nur körperlich, sondern auch psychologisch.

Der Hungerstreik ist die Zuspitzung eines Kampfes, der seit Monaten geführt wird, und zeigt die Verzweiflung der Fahrer. Ihr Auftraggeber, die polnische Speditionsgruppe Mazur, hat zum Teil seit mehr als sieben Monaten keinen Lohn mehr gezahlt. Das Geld wird jedoch dringend benötigt, um Nahrung und wichtige Medikamente zu kaufen, ihre Kinder in die Schule schicken zu können und ihre Familien in Georgien, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan unterstützen zu können. Mazurs Schulden bei seinen Beschäftigten sollen sich mittlerweile auf rund 500.000 Euro belaufen, meldete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Atema kritisierte, die Streikenden hätten zwar viel Aufmerksamkeit aus dem Europäischen Parlament, der deutschen Politik und manchen Unternehmen bekommen, die mit Mazur zusammenarbeiteten, eine Lösung gebe es jedoch immer noch nicht. „Wenn hier in Gräfenhausen nun infolge des Hungerstreiks Menschen sterben, dann ist das nicht nur die Schuld von Mazur.“ Die Streikenden fordern von Mazur-Kunden, darunter die Baumarktketten Bauhaus, Hornbach, Obi und Toom, so lange nicht mehr mit der Spedition zusammenzuarbeiten, bis diese die ausstehenden Löhne bezahlt hat.

Torsten Safarik, Präsident des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), machte sich vor Ort ein Bild von der Lage. Die Behörde ist in Deutschland unter anderem für die Einhaltung des sogenannten Lieferkettengesetzes zuständig. „Wir sind heute hierhergekommen, um uns die Frachtbriefe anzuschauen, mit dem Einverständnis der Fahrer“, wird Safarik zitiert. Wenn Waren deutscher Firmen dabei sein sollten, die dem Lieferkettengesetz unterliegen, werde man Kontakt mit diesen Firmen aufnehmen und sie um Stellungnahmen bitten. Für Atema zumindest ein wichtiges Signal für die Streikenden.

Mazur weigert sich seit Beginn des Streiks, mit den Fahrern zu verhandeln. Die Spedition geht mit absurden Vorwürfen juristisch gegen die Streikenden vor.

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"Hungerstreik beendet", UZ vom 29. September 2023



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