Zu grünem Werteverständnis

Nachhilfestunde

Anna Cordi

Die grüne Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg hat Post bekommen. Schülerinnen und Schüler islamischen Glaubens wandten sich an Muhterem Aras. Diese hatte in einem Zeitungsinterview geäußert: „Ich habe gerade eine Schule besucht. Mein Eindruck war, dass einige Kinder muslimischen Glaubens eine sehr einseitige Haltung und ein erhebliches Problem mit unseren Werten haben.“

Die Jugendlichen schreiben: „Ihre Worte haben uns sprachlos, verzweifelt und fassungslos gemacht (…). Zunächst einmal möchten wir betonen, dass wir hier in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Unsere Lebensrealität ist geprägt von Werten und Normen dieses Landes, und wir haben keine Probleme damit. Wir fühlen uns müde und ausgelaugt, etwas rechtfertigen zu müssen, das für uns selbstverständlich ist.“

Sie hätten Angst, dass mit derartigen Äußerungen ein Generalverdacht gegen alles Muslimische geschürt werde. Folge seien Vorverurteilung und Rassismus. Sie weisen die Politikerin darauf hin, dass undifferenzierte Aussagen in den Medien gefährlich sein können. „Wir möchten betonen, dass Muslime keine homogene Masse sind. Wir sind Individuen.“

In ihrer Selbstdarstellung beschreibt Aras ihren „politischen Kompass“: „Das hohe Gut unserer Demokratie möchte ich ebenso nach außen würdig, aber auch offensiv vertreten. Ein wichtiges Ziel von mir ist es, weitere Impulse zu setzen für ein gesellschaftliches Gespräch über unsere Grundwerte.“

Da, wie bei den meisten Grünen, inzwischen Worte und Taten weit auseinanderklaffen, erteilten die Schülerinnen und Schüler Nachhilfe: „Abschließend möchten wir klarstellen, dass wir Schülerinnen und Schüler sind und uns wünschen, nicht für politische Streitigkeiten instrumentalisiert zu werden. Wir sind traurig und erschüttert darüber, dass Sie mit Ihren Aussagen die vielen Schülerinnen und Schüler des islamischen Religionsunterrichts in Baden-Württemberg diffamieren, was zu einer Verstärkung von antimuslimischem Rassismus und Diskriminierung in der Gesellschaft beitragen kann.“

Hinzuzufügen ist nur noch die Frage um welche Werte es eigentlich geht. Ginge es um die zeitengewendeten Ampel-Werte, es wäre wünschenswert, mehr Schülerinnen und Schüler – nicht nur muslimischen Glaubens – hätten Probleme mit diesen Werten. Ginge es um Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, um Frieden und Völkerverständigung, so bleiben davon bei den Grünen nur Worthülsen.

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"Nachhilfestunde", UZ vom 3. November 2023



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