Und dann fallen die Bomben

Manfred Ziegler über Kriegslügen

Es ist eine äußerst schwierige Aufgabe, einige zehntausend Terroristen, die zu keinen Verhandlungen bereit aber zu jeder Gewalttat fähig und willens sind, aus Idlib zu vertreiben und Zivilisten dabei möglichst zu schützen. Die Regierungen der USA und ihre Verbündeten von Großbritannien über Frankreich bis zu Deutschland wollen diese Aufgabe unmöglich machen.

Als John Bolton – ein Sicherheitsberater von US-Präsident Trump – im August davon sprach, die USA würden eine „starke Antwort“ auf jeden Einsatz von chemischen Waffen durch die syrische Regierung geben, war es eine Einladung an die Dschihadisten. Sie müssen lediglich einen „Chemiewaffeneinsatz“ selbst durchführen oder auch nur inszenieren. Und wenn er so dilettantisch inszeniert wird wie im April in Douma, dann reicht es doch – denn für die USA stehen die Schuldigen schon jetzt fest. Und dann fallen die NATO-Bomben.

Nikki Haley, die Vertreterin der USA bei den Vereinten Nationen, bedrohte nicht nur Syrien, sondern zugleich den Iran und Russland mit dem US-Waffenarsenal. Sie war ehrlich genug hinzuzufügen: Es braucht keinen Chemiewaffeneinsatz. Jede Offensive „gegen die Zivilbevölkerung“ ist Auslöser für eine Antwort durch die USA. Und bekanntlich gilt für den Westen jeder Angriff der syrischen Armee „der Zivilbevölkerung“.

Die Roten Linien, die Gebetsmühlenartig gezogen werden gelten nicht dem Einsatz von Chemiewaffen. Die Roten Linien bedeuten in Wirklichkeit: Syrien darf nicht wiederhergestellt werden. Wenn es schon nicht gelang, die Regierung zu stürzen, dann soll doch wenigstens jede Gelegenheit genutzt werden, Syrien zu schwächen. Die Regierungen der NATO-Staaten ziehen die Herrschaft der Terroristen in Idlib vor und bedrohen zu ihrem Schutz sogar Russland. Das ist Wahnsinn, aber mit Methode.

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"Und dann fallen die Bomben", UZ vom 21. September 2018



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