Zu überteuerten Heizkostenabrechnungen von Vonovia

Wo es geht

Christian Ulmer

Nachdem die extrem überzogenen Heizkosten-Nachforderungen des Immobilienhais Vonovia für das Jahr 2022 Schlagzeilen gemacht hatten – betroffen sind in erster Linie mit Fernwärme beheizte Wohnungen –, meldete der Rundfunk Berlin-Brandenburg: Vonovia muss Heizkosten nach unten korrigieren.“ Der Konzern müsse in mindestens 680 Fällen seine Nachforderungen „deutlich nach unten korrigieren“. Hier geht es um Wohnungen in Berlin-Treptow, für die Heizkosten von September 2022 angesetzt wurden, als die Energiepreise kurzzeitig auf Rekordhoch waren. Ist das bereits der Sieg der Mieterbewegung über den Immobilienhai?

Seitens Vonovia ist nun die Rede von „in der systemgesteuerten monatlichen Verteilung Abweichungen der Liefermengen“, was eigentlich gar nichts aussagt, aber wohl irgendwie entschuldigend wirken soll. Diese Praxis ist kein Einzelfall: Andere bekannt gewordene und offensichtlich viel zu hohe Abrechnungen sollen „noch einmal überprüft“ werden – Ausgang ungewiss. Den Vogel abgeschossen hat Vonovia in Bottrop-Welheim im Ruhrgebiet, wo sie vor knapp einem Monat Heizkostenabrechnungen verschickte, über die der Konzern selbst sagte, dass sie „fehlerhaft“ seien. Man habe aber, so Vonovia in Medienstatements und Mieteranschreiben, die falschen und überteuerten Abrechnungen trotzdem verschickt, um die am 31. März ablaufende Abrechnungsfrist einzuhalten. Offensichtlicher kann ein Betrugsversuch nicht sein.

Mal mehr, mal weniger überteuerte Heizkostenabrechnungen dienen dem Konzern zur Erwirtschaftung von Extraprofiten. Dazu erfinden seine Strategen immer neue Methoden; beim Heizen beispielsweise das sogenannte „Contracting“. Was nun in einigen wenigen Fällen aufgeflogen ist, geht in allen anderen Wohnanlagen bundesweit bisher problemlos durch. Vonovia besitzt knapp 450.000 Wohnungen.

Die Mieter, nicht nur von Vonovia, müssen wachsam sein und sich gemeinsam, juristisch und politisch wehren. Die Rücknahme einzelner Forderungen und die nochmalige Überprüfung gestellter Rechnungen sind keineswegs ein Sieg, sondern eher als Beschwichtigungsversuch der Aktiengesellschaft zu sehen. Der Vonovia-Konzern ist seit Jahren regelmäßig schlechter Presse ausgesetzt. Sein Ruf in der Öffentlichkeit ist verständlicherweise unterirdisch. Über seine Pressestellen und Marketing-Spezialisten reagiert er darauf und möchte durch einsichtig wirkende Statements Besserung vorgaukeln. Ganz offensichtliche Betrugsversuche werden als bedauerliche „Fehler“ „korrigiert“. Für die Masse der Mieter allerdings bleibt das Problem der Teuerung in allen Bereichen rund ums Wohnen bestehen. Im kapitalistisch organisierten Wohnungswesen wird sich daran auch nichts ändern.

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"Wo es geht", UZ vom 5. April 2024



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