Was mann/frau in diesen Zeiten auch tun kann

Zeit nutzen

Mit seiner Zeit geht man in diesen Zeiten sehr unterschiedlich um: Die einen arbeiten bis zur Erschöpfung im Gesundheitswesen, im Supermarkt oder im Großhandel, die anderen arbeiten im sogenannten Home-Office und haben vielleicht das Glück, dass die Kinder nicht auch den PC brauchen, um so was wie „Online-Schule“ zu machen, und die dritte Gruppe sitzt isoliert von Familie und Freunden in der Wohnung, kann noch telefonieren und hat hoffentlich einen halbwegs schnellen Zugang ins Internet und die Streamingdienste. Für alle haben wir einige Ideen gesammelt, wie jedefrau und jedermann die Zeit nutzen kann, um Raum zu gewinnen:

Unendliche Weiten

Im Februar ist das Videoportal Youtube gerade 15 Jahre jung geworden, erzielte vielleicht auch deshalb im vergangenen Jahr vor allem mit „auf meinen Interessen basierenden Anzeigen“ 15 Milliarden Dollar Umsatz. Das sind ungefähr 10 Prozent des Umsatzes des Mutterkonzerns Alphabet, besser bekannt als Google. Doch nicht nur wegen enormer Gewinne erweist sich Youtube als systemrelevant. Gerade unter Jüngeren ist es zur beliebten Propagandamaschine geworden. So genannte Influencer, was nichts mit Corona zu tun hat, berichten darüber, was ihnen ihr Leben im Spätkapitalismus versüßt und alle brauchen, damit sie die gesellschaftlichen Widersprüche individuell ertragen können. Das ist natürlich keine Propaganda, sondern heißt dann „auf meinen Interessen basierte Anzeigen“. Daneben stellt das Portal einen Spiegel als auch die Maschinerie der imperialistischen Gesellschaft dar: Hunger wegen Überfluss, sprich: Uninformiertheit durch Informationsüberfluss. Damit in den unendlichen Weiten die wichtigen Informationen gefunden werden können, möchten wir hier einige Vorschläge machen: Gerhard Hallermayer betreibt auf dem Videoportal einen eigenen Kanal, auf dem er von ihm dokumentierte Veranstaltungen veröffentlicht. Zu empfehlen ist das Video eines Vortrages des UZ-Autors Jörg Kronauer, der im Februar im Rahmen der Proteste gegen die NATO-Sicherheitskonferenz in München zum Thema „Alle gegen China“ gesprochen hat. Wem der Sinn nach der Sonnenseite des Lebens steht, dem sei dieses YouTube-Video ans Herz gelegt. Hier gibt es den ganzen Film der englischen Komikertruppe Monty Python „Das Leben des Brian“ zu sehen.

Serientipp: „Der Tatortreiniger“

Heiko „Schotty“ Schotte, gespielt von Bjarne Mädel, ist Gebäudereiniger, spezialisiert auf die Beseitigung menschlicher Überreste, die nach Gewaltverbrechen an Teppichen, Tapeten und in den Ritzen des Holzfußbodens kleben. Der „Tatortreiniger“ ist eine Serie des NDR, eher ein Theaterstück denn eine „Comedyserie“. 12 Folgen sind in der ARD Mediathek derzeit frei verfügbar (www.ardmediathek.de, Suche: Tatortreiniger). Die Serie ist spannend, unterhaltsam und sehr gut gemacht. Schottys Werte und Moralvorstellungen werden in den Dialogen immer wieder auf den Prüfstand gestellt. Schotty ist als Figur angelegt, die nicht bereit ist, die eigenen Vorstellungen einfach aufzugeben. Er ist aber gleichzeitig daran interessiert, andere Vorstellungen und Lebensweisen zu verstehen. Schwul? Veganerin? Feministin? Davon hat Schotty bestenfalls schon einmal gehört und immer auch ein paar gängige Vorurteile parat, die allerdings nicht so richtig passen wollen zu der Person, die ihm jeweils begegnet. Aufgezeigt wird, wie wenig der Alltagsverstand zum Begreifen der Lebensrealität von Menschen reicht, die von der angeblichen Norm abweichen. Kurzweiliges Bildungsfernsehen! Eine Folge jeweils 26 Minuten.

Da auch Streaming mancherorts schwierig wird – das Breitband-Kabel liegt ja noch lange nicht überall im Boden – der Vorschlag, den Tool „MediathekView“ zu nutzen. Da kann dann unabhängig von der Geschwindigkeit der Datenleitung die gewünschte Sendung runtergeladen werden.

Die schönen alten Spiele

Leider funktioniert brettspielewelt.de als Tipp nicht mehr, weil die App/das Portal aufgrund der hohen Anfrage immer wieder den Geist aufgibt. Aber wer zum Beispiel gerne Schach spielt, kann einmal „schachportal.net“ aufrufen, hier bietet sich die Möglichkeit, gegen eine Maschine zu spielen oder besser, eine Freundin/einen Freund einladen, sich ebenfall einzuloggen, dann kann man wie bei Fernschach eine oder auch mehr Partien spielen.

Weiterbildung

Viele Volkshochschulen, aber auch Universitäten bieten im Moment Vorlesungen und ganze Seminarreihen kostenlos online an. Wer also seine rudimentären Fremdsprachenkenntnisse aufbessern möchte, wer ein interessantes Wissenschaftsthema näher kennenlernen möchte, dem sei empfohlen, die Seiten der Institute aufzurufen, dabei hat man den Vorteil, dass nicht nur die VHS oder Uni in der räumlichen Nähe nutzbar ist, sondern man ganz gut ein wenig weiter suchen kann.

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Über den Autor

Herbert Becker (Jahrgang 1949) hat sein ganzes Berufsleben in der Buchwirtschaft verbracht. Seit 2016 schreibt er für die UZ, seit 2017 ist es Redakteur für das Kulturressort.

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"Zeit nutzen", UZ vom 3. April 2020



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