Zum Tod von Renate Münder

Von Peter Willmitzer für das Betriebsaktiv der DKP München

Es stirbt ein jeder, aber der Tod des einen ist gewichtiger als ein Berg, der Tod des anderen hat weniger Gewicht als eine Feder. Mao Tse-tung

Wir waren da, als vor der Siemens-Zentrale in München die Kollegen gegen die Entlassungen bei BenQ demonstrierten.

Ein paar Managertypen in Businessanzug und mit Kaffeebechern in Händen schlenderten am Rand vorbei. Renate rief zu den Umstehenden: „Seht her, da gehen sie, die euch auf die Straße setzen!“

Nun lebt Renate nicht mehr.

Die richtigen Ideen fallen nicht vom Himmel. Sie kommen aus der gesellschaftlichen Praxis. Bei Renate war das die langjährige Tätigkeit im Verlag der Süddeutschen Zeitung. Als Betriebsratsmitglied vetrat sie die Klasseninteressen der Beschäftigten. Sie verließ ihren angenehmen Schreibtisch im Archiv, um mit den Arbeitern in der Rotation zu sprechen, ihre Ansichten kennenzulernen, sie im Lohnkampf zu unterstützen.

Im Fachgruppenvorstand von ver.di brachte sie ihre Ideen ein, auch nach ihrem Eintritt in den Ruhestand. Ihre gewerkschaftspolitischen Kenntnisse und Erfahrungen flossen im Betriebsaktiv der DKP München ein, dessen Leitungsmitglied sie war.

Aus den Massen schöpfen, in die Massen tragen: Der Kreis der eigentlichen kommunistischen Tätigkeit schloss sich mit ihrer Redaktionsarbeit für die „Auf Draht“. Für diese vom Betriebsaktiv und der Gruppe KAZ herausgegebene Kleinzeitung für die Münchner Betriebe war Renate unermüdliche Schreiberin. Sie arbeitete sich auch in schwierige Themen ein. Bei der Rentenfrage zum Beispiel gelang es ihr, eine griffige Agitation für die Arbeiter und Angestellten zu entwickeln: Was hat das mit dem Lohn zu tun? Ihre außergewöhnliche Belesenheit trug dazu bei, dass manche Redaktionssitzung zu einem Schulungsabend geriet.

Nicht nur in der „Auf Draht“-Redaktion war ihr Hauptaugenmerk gerichtet auf das, was die Partei der Arbeiterklasse ausmachen soll: Wie gewinnen wir die Arbeiterklasse? Alle Tätigkeiten Renates waren von dem Willen durchdrungen, Freunde, Kollegen, Genossen zu organisieren für den Kampf gegen Kapital und Reaktion, für den Sozialismus.

So trieb sie die Zusammenarbeit mit Migantenorganisationen voran, in denen ein wichtiger Teil der deutschen Arbeiterklasse anzutreffen ist.

Die Parteidebatte wurde auch im Betriebsaktiv geführt. In der Auseinandersetzung mit Genossen anderer Auffassung knüpfte sie an das Verbindende an und suchte mit Marxscher Klarheit zur Einheit zu finden.

Renates Wirken in der Leitung des Betriebsaktivs trug dazu bei, dass in den vergangenen zwei Jahren sich die Teilnahme an den Gruppenabenden verdoppelte. Die neuen, vor allem jungen Genossinnen und Genossen wurden auch durch die von ihr organisierte Schulungstätigkeit an die Partei herangeführt.

Die Org.-Arbeit gelangte auf ein höheres Niveau. Die elektronischen Direktiven Renates, kurz politisch begründet, ließen kaum Ausreden zu. Schon waren wir auf demWeg zum Verteilen, dorthin, wo sich fortschrittliche Menschen versammelten.

Das alles werden wir weiterführen müssen. Große Lücken werden da und dort vorerst bleiben, doch Renate hat eine robuste Linie hinterlassen. Von schwerer Krankheit schon gezeichnet, hat sie das junge Leitungskollektiv eingearbeitet.

Zum Schluss. Kaum zu glauben, aber im Kreis der Genossinnen und Genossen wird trotz aller Anspannung auch gescherzt. Genossin Renate, dein glockenhelles Lachen bei diesen Gelegenheiten werden wir vermissen.

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"Zum Tod von Renate Münder", UZ vom 4. September 2015



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