Ausstellung „Meine Zeit – Meine Welt“ im Rahmen von 25 Jahren Galerie Arbeiterfotografie

Assassination Generation

Von af

Meine Zeit – Meine Welt

Gemeinschaftsausstellung

mit Sonderthema Kriegskinder

11. 12. bis 6. 1. 2016. Mi/Do 19–21 Uhr, Sa 11–14 Uhr und nach Vereinb.

außer 24., 26., 31. 12.

Eröffnung: Donnerstag, 10. 12., 19 Uhr mit Hartmut Barth-Engelbart (Textvortrag) und Ernesto Schwarz (Gitarre und Gesang) „Friede den Hütten“. Karl C. Fischer liest aus „Erwachsene Kinder“

Filmabend I: Fr, 11. Dezember, 19 Uhr „Liebe Grüße aus Nahost“ oder „Wir weigern uns, Feinde zu sein“. Dokumentation von Stefanie Landgraf und Johannes Gulde. D 2012, 93 Min., (UKB 10/3 Euro oder Spende)

Filmabend II: Di, 15. 12., 19 Uhr, „Dagegen“, Dokumentarfilm über Protestkulturen junger Menschen, Medienprojekt Wuppertal 2015., ca. 60 Min. und Kurzfilm „1914 Hurrah“, Ausschnitt der Aufzeichnung von rohes theater, Aachen, Leitung Eckhard Debour, ccaaff/arbeiterfotografie, D 2014, 15 Min. (UKB 10/3 Euro/oder Spende)

Benefiz: Fr, 18. 12., 19 Uhr

„Ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen“, Heinrich Heine als politischer Publizist – Szenische Lesung. Textauswahl und Conférence: Werner Rügemer. Unter Mitwirkung von Brigitte Evers-Schahmirzadi.

Kunstmarkt: Di, 22. 12., 16 bis 20 Uhr

Angebote aus der Sammlung und den Editionen der Galerie und Arbeiten befreundeter Künstlerinnen und Künstler, Auswahl an Bücher-Raritäten

Gedenken: Di, 29. 12., 17 Uhr

Eva tom Moehlen, Ingrid Straube, Georg Babioch, Wilfried Meins waren WeggefährtInnen und ExponentInnen der Arbeiterfotografie.

Finissage: Januar 2016 (Termin wird noch bekannt gegeben)

Dipl.-Psychologe und Autor Rudolf Hänsel zur „Assassination Generation“ und Frage/Forderung Dave Grossmans: „Wer hat unseren Kindern das Töten beigebracht? – Stop Teaching our Kids to kill!

Mit offenen Augen durch die Welt gehen und (doch nicht) sehen. Von Kriegsleid erfahren und (doch nicht) verstehen. Die Zeit und die Welt, in der ich lebe, darstellen. Positionen ausdrücken, diese Welt und Zeit mitgestalten zu wollen, dazu hatte der Bundesverband Arbei­terfotografie aufgerufen, insbesondere Jugendliche mögen sich mit Einsendungen beteiligen. Herausgekommen ist ein weit gespannter Bogen, der einen Zeitrahmen von bis zu 100 Jahren umfasst. Herauskristallisiert haben sich Szenarien rund um den Krieg mit dem Wunsch seiner Enttarnung als perverses Gesellschaftsspiel.

Drei jungen Fotografinnen gelingt der Blick auf die Normalität im Entsetzlichen. Annie Sauerland arbeitete mit traumatisierten Kindern in Gaza und verbindet ihre Por­träts mit kunsttherapeutischen Kinderzeichnungen: All the blood I saw … In einer zweiten Serie zeigt sie die Lebensfreude einer jungen Fischerin in Gaza. Ihre Schwester Merlind kommt von einer Griechenlandreise und kann nicht an den Flüchtlingsströmen im Balkan vorbei. Sie zückt ihren Flachbildapparat und dokumentiert, während sie als Helferin aktiv wird. Die Studentin Anabel Schnura macht ein Praktikum in der Sambhavna Trust Clinic in Bhopal, dem Ort eines Wirtschaftsverbrechens, dessen Opfer bis heute nicht entschädigt sind noch die Giftbelastung beseitigt ist. Mit Spiegelreflex-Kamera und einer semiprofessionellen Bridge-Kamera dokumentiert sie kapitalistische Brutalität. Der britische Fotograf Paul Smith stößt in Kolumbien zum Theaterprojekt der Pädagogin Inge Kleutgens. Gemeinsam inszenieren sie kompakte Aussagen zum unterbelichteten Thema des menschenverachtenden Systems in Kolumbien für das Buchprojekt. „Wir sind eine Klasse von Überlebenden, die sich weigern zu verschwinden.“

Mit einem Hurra-Schrei zogen Künstler, Literaten und Maler wie Walter Hasenclever, Hugo von Hoffmannsthal, Otto Dix 1914 wie im Rausch in den Krieg. Andere schrieben sich die Finger wund: „In seinem Antikriegs-Roman ‚Clerambault – Geschichte eines freien Gewissens im Krieg’ führt der französische Nobelpreisträger Romain Rolland uns an die beginnende Massenpsychose vor dem Ersten Weltkrieg heran“, so der Psychologe Rudolf Hänsel, der in der Abschlussveranstaltung zum 25-jährigen Galerie-Bestehen der lapidaren Frage nachgeht, wie aus Kindern Mörder (in Uniform) werden. Aus seiner Praxis und Forschungstätigkeit weiß er die Gefahren von Computer-Gewaltspielen der „Assassination Generation“ (svw. Killer-Generation) zu analysieren. Im Sog gesellschaftlicher Strömungen, die auf Gewaltkonditionierung und sinkende Hemmschwellen zu „gerechten“ Kriegen ausgerichtet sind, liefert Rolland noch heute treffende Argumente: „Keine irdische Rechtfertigung entschuldigt das Kapitulieren der Vernunft vor der öffentlichen Meinung.“

Im Jahr 70 nach Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es eine bedeutende Bestätigung zum Wirken von Arbeiterfotografie. Das spanische Nationalmuseum Reina Sofia in Madrid übernahm vier Fotoausstellungen der Arbeiterfotografie aus den 1970er Jahren, die ein wichtiger Bestandteil der 2015 vorangegangenen internationalen Ausstellung zur sozialdokumentarischen Fotografie gewesen seien. Im Erdgeschoss befindet sich – unverrückbar – Picassos monumentales Antikriegsgemälde Guernica.

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"Assassination Generation", UZ vom 11. Dezember 2015



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