Das gelobte Land Gottes

Man weiß, wer auch zu Ostern Zugang zu den ungewaschenen Ohren des US-Präsidenten hat: Der evangelikale Prediger Ralph Drollinger (der Mann kann nix für seinen Namen) erteilt seit über drei Jahren der US-Regierung laufend Bibelstunden. Natürlich weiß Mr. Drollinger auch, wieso die Corona-Pandemie das gelobte Land Gottes heimsucht: „Diejenigen Personen, die durch Gottes Zorn zurechtgewiesen werden“ – damit meint er wohl die Infizierten – „sind weitgehend für diesen konsequenten Zorn auf unsere Nation verantwortlich“.

Er meint, dass Schwule, Lesben und Abtreibungsbefürworter die Schuld daran trügen, dass es so weit gekommen ist. Der Präsident und sein Vize Mike Pence hören das gerne, nicht aber vernehmen sie die Worte von Papst Gregor I (590 bis 604): „Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.“

In dieser Woche sei es gestattet, ein solches Zitat zu nutzen, um den hier versammelten Gläubigen den rechten Weg zu weisen.

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Über den Autor

Herbert Becker (Jahrgang 1949) hat sein ganzes Berufsleben in der Buchwirtschaft verbracht. Seit 2016 schreibt er für die UZ, seit 2017 ist es Redakteur für das Kulturressort.

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"Das gelobte Land Gottes", UZ vom 10. April 2020



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