Die Lüge vom Hunger als Waffe

Im Wirtschafts- und Propagandakrieg gegen Russland werden vom „Westen“ immer neue Instrumente ausgepackt. Besonders perfide ist die Behauptung, Russland setze „Hunger als Waffe“ ein. Dieser Vorwurf kommt ausgerechnet von den Verantwortlichen jener Staaten, die die Hauptschuld dafür tragen, dass der Hunger in der Welt – ungeachtet aller Versprechungen – immer mehr zunimmt.

Nun will der Bundestag die Geschichte umschreiben. Nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe wird eine große Koalition aus SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU per Beschluss erklären, im Hungerwinter 1932/33 habe die sowjetische Führung gezielt die Bevölkerung der Ukraine ausrotten wollen. Der sogenannte „Holodomor“ soll zum „Völkermord“ deklariert werden.

Tatsächlich war der Hunger eines der größten Probleme des jungen Sowjetstaates. Am 7. November 1917, dem Tag des Beginns der Oktoberrevolution, hatte die damalige russische Hauptstadt Petrograd gerade mal so viel Vorrat an Getreide, um die Menschen in der Stadt für knapp zwei Tage ernähren zu können. Um die Versorgung langfristig und dauerhaft zu sichern, erließ die Sowjetmacht am nächsten Tag das „Dekret über den Grund und Boden“. Vom ersten Tage an setzten die Gegner der Revolution den Hunger als Waffe ein. Sanktionen des „Westens“, Sabotage, Schwarzhandel und Diebstahl von Getreide waren an der Tagesordnung.

Die Bundesrepublik Deutschland als Nachfolgestaat von Hitlers „Drittem Reich“ ist der letzte Staat der Welt, der das Recht hätte, über Terror und Mord durch Hunger zu richten. Allein das gezielte Aushungern der Stadt Leningrad durch einen dichten Blockadering, der fast drei Jahre dauerte, kostete hunderttausende Menschen das Leben. Sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern wurden gezielt durch Hunger getötet. Als die Nazitruppen durch die Schläge der Roten Armee zum Rückzug gezwungen wurden, stahlen die „Herrenmenschen“ bevorzugt Lebensmittelvorräte oder vernichteten sie im Rahmen ihrer Strategie der „verbrannten Erde“.

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"Die Lüge vom Hunger als Waffe", UZ vom 2. Dezember 2022



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