Ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Femizid stoppen

Am 25. November war der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“. Seit fast 40 Jahren kämpfen Frauen weltweit an diesem Tag für eine Gesellschaft, in der Gewalt gegen Frauen nicht mehr zum Alltag gehört. Gründe um an diesem Tag zu protestieren, gibt es auch hier in Deutschland genug. Jede dritte Frau erfährt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. Häufiger als jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland durch ihren (Ex-)Partner ermordet – sogenannte Femizide. Die Zahl der Gewaltdelikte in Beziehungen nimmt zu, während der Pandemie sogar noch stärker. Alle 45 Minuten wird statistisch gesehen eine Frau Opfer von vollendeter und versuchter gefährlicher Körperverletzung durch den Partner.

490503 gewalt - Femizid stoppen - Gewalt, Proteste, Sexismus, Sexuelle Gewalt - Politik
(Foto: Christa Hourani)

Gewalt gegen Frauen geht nicht nur von Einzeltätern aus, sondern wird von zahlreichen gesellschaftlichen Instanzen mitgetragen. Medien stellen die Taten als Einzelfälle dar und ignorieren die gesellschaftlichen Hintergründe. Polizei und Justiz nehmen Anzeigen von Frauen oft nicht ernst. Bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz werden meist die Täter geschützt und die Frauen eingeschüchtert. Öffentliche Gelder zum Ausbau von Beratungsangeboten für betroffene Frauen oder Frauenhausplätze werden hingegen eingespart.

In Stuttgart protestierten am 25. November, organisiert vom „Aktionsbündnis 8. März“, über 100 Frauen gegen Gewalt und sexualisierte Übergriffe am Arbeitsplatz. Im Fokus stand ein sozialer Träger, weil dort mehrere Frauen sexualisierte Übergriffe erleben mussten. Der Eingang und die Fassade der Geschäftsstelle wurden mit Botschaften wie „We fight back“, „Mittäter seid ihr“, „Schutzräume für Frauen – keinen Schutz für Täter“ und einem „Sexismus-Siegel“ markiert. Außerdem wurde mit der Performance „Un violador en tu camino“ (dt.: Ein Vergewaltiger auf seinem Weg) symbolisch auf die sexualisierten Übergriffe und Gewalt gegenüber Frauen aufmerksam gemacht.

Unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen ist Alltag – We fight back!“ fand am Samstag zusätzlich eine Demonstration statt. Rund 250 Frauen zogen lautstark durch die Stuttgarter Innenstadt, um klar zu machen, dass sie sich organisiert gegen Gewalt wehren! Am Standesamt brachten die Demonstrantinnen Plakate an, die fehlende Frauenhausplätze, Femizide und häusliche Gewalt skandalisierten. Am Eingang eines Erotik-Kinos klärte man auf, dass 30 Prozent des Internets pornografische Inhalte enthält und 50 Prozent der Szenen in Mainstream-Pornos Demütigung gegen Frauen zeigen. Die zentrale Botschaft hieß: „Nein heißt Nein!“. Beim Gedenken an die ermordeten Frauen wurden viele brennende Kerzen um das Schild „Frauenkampf heißt Klassenkampf“ aufgestellt.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Femizid stoppen", UZ vom 4. Dezember 2020



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit