46 Prozent mehr in Autobranche gefordert

Arbeitskampf in Detroit

Mark Gruenberg, People’s World

Die US-Gewerkschaft UAW will bei GM, Ford und Stellantis Lohnerhöhungen von 46 Prozent über einen Zeitraum von vier Jahren sowie eine Verkürzung der Arbeitszeit durchsetzen. Darüber hinaus fordert sie Rentenleistungen für die Beschäftigten und eine Gesundheitsversorgung für Rentner, die von den Autokonzernen 2007 für Neueingestellte abgeschafft worden waren. In einer Abstimmung unter UAW-Mitgliedern sprachen sich 95 Prozent für die Durchführung von Warnstreiks aus.

Jetzt, wo für die Autofirmen Milliardengewinne sprudeln, die für Aktienrückkäufe, Vorstandsgehälter und Unternehmensboni verwendet werden, ist die Gewerkschaft entschlossen, wirtschaftlich das zurückzugewinnen, was die Arbeiter an Löhnen, Renten, Lebenshaltungskostenerhöhungen und Gesundheitsfürsorge verloren haben, seit 2008 der von den Finanziers verursachte Crash GM und FiatChrysler in den Konkurs trieb. Über den finanziellen Fragen, einschließlich der Abschaffung des verhassten zweistufigen Lohnsystems, schwebt die Frage, wie der Übergang zu Elektrofahrzeugen in einer Wirtschaft mit sauberer Energie bewältigt werden soll.

Zudem wollen die Unternehmen weiter Geld sparen, indem sie nicht nur ältere Arbeitnehmer entlassen, sondern auch die verbleibenden Arbeitnehmer in den Elektrofahrzeug-Zulieferbetrieben – insbesondere in den Batteriewerken – zu niedrigeren Löhnen beschäftigen als die Fließbandarbeiter in den großen Autofabriken. In dieser Auseinandersetzung ist es nicht hilfreich, dass die ersten beiden Bundesdarlehen für Elektroautofabriken in Höhe von 9,2 Milliarden US-Dollar an geplante Fabriken im gewerkschaftsfeindlichen Kentucky und Tennessee und nicht im gewerkschaftsfreundlichen Michigan gingen.

Shawn Fain, Präsident der Gewerkschaft „United Auto Workers“, blieb unnachgiebig, genauso wie seine Gewerkschaft: Nach Jahren der zweistufigen Löhne und angesichts der Tatsache, dass die Einstiegsgehälter für Vollzeitbeschäftigte heute in US-Dollar niedriger sind als 2008 und die Beschäftigten über einen Zeitraum von vier Jahren eine 40- bis 46-prozentige Lohnerhöhung erhalten müssen, damit sie das, was sie in den letzten 15 Jahren verloren haben, wieder aufholen können, kann die Gewerkschaft nicht zurückweichen. Die Löhne sind nicht der einzige Verlust, den die UAW auszugleichen versucht. Die jährliche Anpassung an die Erhöhungen der Lebenshaltungskosten wurden als Bedingung für Kreditgarantien des Bundes im Jahr 2009 vollständig gestrichen, als die Bundesbehörden GM und Fiat-Chrysler aus dem Konkurs holten. Seitdem gibt es auch keine Renten mehr für neu eingestellte Mitarbeiter. GM und Ford waren weit davon entfernt, die UAW zufriedenzustellen. Ford bot 9 Prozent Lohnerhöhung über vier Jahre an, will aber das zweistufige Lohnsystem beibehalten. GM war gezwungen, ein Angebot auf den Tisch zu legen, nachdem die UAW Klage gegen das Unternehmen und Stellantis wegen Verstoßes gegen das Arbeitsrecht eingereicht hatte – sie hatten keinen Willen gezeigt, in „guter Absicht“ zu verhandeln. Es war die erste Klage dieser Art seit 1998.

GM bot eine Lohnerhöhung von 10 Prozent über vier Jahre, zwei einmalige Pauschalzahlungen von 3 Prozent, eine Inflationszahlung von 6.000 US-Dollar, weitere 5.000 Dollar zum Ausgleich der Inflation während der vier Jahre und eine Prämie von 5.000 Dollar pro Arbeitnehmer bei Vertragsratifizierung. Zudem soll die Einigung keine Angaben zu den Renten enthalten.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher laden wir Sie ein, die UZ als Wochenzeitung oder in der digitalen Vollversion 6 Wochen kostenlos und unverbindlich zu testen. Sie können danach entscheiden, ob Sie die UZ abonnieren möchten.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Arbeitskampf in Detroit", UZ vom 15. September 2023



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit