Corona, Kapitalismus und Internet

DKP 4.0

Die aktuelle Situation stellt auch die DKP vor neue Herausforderungen. Wie kann es gelingen, trotz weitgehender Einschränkung der bürgerlichen Freiheitsrechte die Parteiarbeit aufrechtzuerhalten? Naheliegend ist die Nutzung der modernen Kommunikationsmethoden. Das birgt aber auch Gefahren: Überwachung durch staatliche Repressionsorgane, Angriffe von faschistischen Organisationen und berufliche Schwierigkeiten bis hin zur Gefahr der Berufsverbote. Hinzu kommt, dass alle Kommunikation kapitalistisch organisiert ist und mit persönlichen Daten ein großes Werbegeschäft gemacht wird.

Insbesondere vor den staatlichen Repressionsorganen gibt es keine absolute Sicherheit. Das sollte aber nicht davon abhalten, sich über die Sicherheit der Organisation und ihrer Genossinnen und Genossen Gedanken zu machen. Dazu bietet sich an, Informationen zu klassifizieren. Dinge, die eh veröffentlicht werden sollen, müssen nicht besonders geschützt werden. Interne Informationen sollen zumindest aktuell noch nicht öffentlich werden, es hätte aber nur geringe Auswirkungen, wenn sie bekannt würden. Vertrauliche und streng vertrauliche Informationen können Schaden anrichten, wenn sie in die falschen Hände gelangen. Damit wird dann schnell klar, dass vertrauliche Informationen nicht in einer E-Mail verschickt werden sollten, da sie für alle lesbar ist, wie eine Postkarte. Mit einem Klick ist die Mail schnell mal an einen falschen Verteiler geschickt. Aber auch das Telefon ist ein schlechtes Instrument für vertrauliche Informationen. Es bietet allenfalls Sicherheit vor direktem Zugriff von Faschisten und Personalabteilungen.

Die nächste Sicherheitsvorkehrung ist ein bewusster Umgang mit seinem Computer und im Internet. Dazu zählt vor allem die Verwendung von unterschiedlichen Passwörtern. Zusätzlich gesundes Misstrauen: Mails von Absendern, die nicht bekannt sind, besser löschen. Nichts öffnen, was nicht erwartet wird. Auf YouTube findet man dazu einen unterhaltsamen Vortrag.

Für das Smartphone bietet sich die App „Signal“ an, die neben einer Messanger-Funktion auch das Telefonieren über das Internet und den Austausch von Fotos und Dateien ermöglicht. Die Kommunikation über Signal ist Ende-zu-Ende verschlüsselt, im Gegensatz zu anderen Angeboten ohne Hintertürchen. Außerdem sammelt Signal nicht ungefragt Daten ein, wie es kommerzielle Angebote gerne tun. Es bietet auch begrenzte Möglichkeiten zu Konferenzschaltungen, allerdings sinkt dann auch der Sicherheitsstandard.

Für Videokonferenzen bietet sich „Jitsi“ an. Es ermöglicht verschlüsselte Konferenzen mit mehreren Personen, auch mit Video und dem Einblenden des eigenen Bildschirminhalts. Für die Verwendung ist neben einem Browser, der die Verbindung ins Internet herstellt, nichts weiter zu installieren. Jitsi stellt die Verbindung über sogenannte Server-Computer im Internet her. Auf diesen ist es möglich, auf Informationen zuzugreifen. Es gibt vertrauenswürdigere Server, trotzdem ist ein potentielles Mithören und -sehen nicht auszuschließen. Nützliche Hinweise zur Verwendung von Jitsi finden sich unter anderem hier.

Für die Bildungsarbeit nicht nur der Partei wurde der Online-Vortrag „Corona: Gesundheit in schlechter Gesellschaft“ veröffentlicht. Er bietet für die Grundorganisationen die Möglichkeit, die Bildungsarbeit mit neuen Mitteln auszuprobieren. Mit einer Jitsi-Videokonferenz ist es möglich, sich den Vortrag gemeinsam anzusehen, an entsprechenden Stellen zu stoppen und Fragen zu stellen, zu diskutieren und zu kritisieren.

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Über den Autor

Björn Blach, geboren 1976, ist als freier Mitarbeiter seit 2019 für die Rubrik Theorie und Geschichte zuständig. Er gehörte 1997 zu den Absolventen der ersten, zwei-wöchigen Grundlagenschulung der DKP nach der Konterrevolution. In der Bundesgeschäftsführung der SDAJ leitete er die Bildungsarbeit. 2015 wurde er zum Bezirksvorsitzenden der DKP in Baden-Württemberg gewählt.

Hauptberuflich arbeitet er als Sozialpädagoge in der stationären Jugendhilfe.

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"DKP 4.0", UZ vom 17. April 2020



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