Finanzspritze in Krisenzeiten

Für eine Werbeaktion lässt ein Bundesminister 2017 die Teile eines Flugzeugs kaufen, das in Brasilien verschrottet worden ist, und nach Deutschland fliegen. Bizarr?

Das Flugzeug hieß früher „Landshut“. 1977 war es von der palästinensischen PFLP entführt worden, die damit die deutsche Regierung zwingen wollte, gefangene RAF-Mitglieder freizulassen. Wie die strammen Jungs von der GSG 9 – hier nach dem Rückflug – das Flugzeug stürmten, ist der Stoff für eine Heldensaga vom Sieg des Rechtsstaats im Deutschen Herbst. Bizarr?

Nun will ein verkrachter Berufsenkel um das Wrack herum ein Museum bauen. Dafür möchte er 15 Millionen von der Regierung – und bekommt sie. Kulturstaatsministerin Monika Grütters nennt diese Finanzspritze „bizarr“.

Am Ende wird das Wrack in irgendeinem Museum stehen und Schulklassen weismachen: Die wunderbar freiheitliche Ordnung, die in diesem Land herrscht, braucht Eliteeinheiten von strammen Kriegertypen, um sie zu schützen.

Bizarr? Normal.

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"Finanzspritze in Krisenzeiten", UZ vom 4. Dezember 2020



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