Tarifabschluss bei VW: „Mit Augenmaß und Vernunft“?

In schwierigen Zeiten

Der Volkswagen-Konzern hat sich mit der IG Metall auf einen neuen Haustarifvertrag geeinigt. Für die rund 120.000 Beschäftigten in sechs westdeutschen Werken ist ein Lohnplus von 2,3 Prozent ab Januar 2022 vorgesehen, wie beide Seiten am Dienstag mitteilten. Zudem zahle VW im Juni 2021 eine einmalige Corona-Beihilfe von 1.000 Euro – rückwirkend für die Zeit seit Beginn der Pandemie im März 2020. Bei den Auszubildenden beträgt die Corona-Beihilfe 600 Euro.

Im September erhalten die Mitarbeiter darüber hinaus einmalig 150 Euro zur Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge. Eine Leistungskomponente, die bisher zwischen 100 und 150 Euro variierte, wird im Mai in eine einheitliche Zulage von 150 Euro im Monat umgewandelt, was für 75 Prozent der Beschäftigten ein weiteres Plus bedeute, wie IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger sagte.

Außerdem wurde in der fünften Verhandlungsrunde vereinbart, die 1.400 jährlichen Ausbildungsplätze bis 2025 fortzuschreiben. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 23 Monate bis November 2022 betragen.

Ein „starkes Ergebnis in schwierigen Zeiten“, meint Gröger. Eine „Herzensangelegenheit“ sei es gewesen, auch mehr selbstbestimmte Zeit zu ermöglichen, sagte er. VW-Beschäftigte können sich künftig eine Arbeitszeitverkürzung erkaufen, indem sie eine jährliche Einmalzahlung in drei freie Tage umwandeln können. Bisher konnten nur Eltern kleiner Kinder, Angehörige von Pflegebedürftigen und Schichtarbeiter die komplette Einmalzahlung in sechs freie Tage umwandeln. Diese Möglichkeit steht ihnen auch weiterhin zu.

VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel erklärte: „Wir haben einen Tarifabschluss mit Augenmaß und Vernunft erzielt, der dem besonders herausfordernden Umfeld seit dem Beginn der Pandemie gerecht wird.“ Die Corona-Beihilfe bezeichnete er als Wertschätzung für das Engagement der Mitarbeiter unter Pandemiebedingungen.

Der Druck, einen Abschluss zu erreichen, war zuletzt gewachsen, nachdem es für die Metall- und Elektroindustrie im VW-Stammland Niedersachsen am Freitag zuvor bereits eine Tarifeinigung gegeben hatte. Sowohl in der Fläche als auch an mehreren VW-Standorten hatte es während der Tarifverhandlungen Warnstreiks gegeben.

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh kritisierte, dass die Verhandlungen insgesamt sehr lange gedauert hätten. „Das hätte man auch früher haben können. Da wäre das eine oder andere Auto dann auch mehr gebaut worden“, sagte er. Meiswinkel entgegnete, darauf angesprochen, am Ende zähle das Ergebnis.

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"In schwierigen Zeiten", UZ vom 16. April 2021



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