Eindrücke von der Hauptbühne

Laut, rappelvoll, solidarisch

„Für die DKP spielen ist wie zu Hause spielen“ – dieser Dank kam am Sonntag von Banda Bassotti. Und wer schon mal ein Konzert der legendären Ska-Punk-Band in der italienischen Hauptstadt erleben durfte, weiß, was das über die Stimmung des Samstagabends auf dem 21. UZ-Pressefest aussagt: Menschenmassen, Bengalos und in den Berliner Nachthimmel gereckt Fäuste – als das Konzert kurz nach 22 Uhr mit der Internationalen und „Bella Ciao“ zu Ende ging, bildete das Karl-Liebknecht-Haus die Kulisse vor einer Szene, die man so vor diesem Haus nicht mehr erleben durfte, seitdem die PDS den Schlüssel bekommen hat.

Der Auftritt der Banda war einer der vielen Momente des Festes der Kommunistinnen und Kommunisten, bei denen Solidarität und Zusammengehörigkeit nicht nur beschworen, sondern gefühlt und tanzbar gemacht wurde. Und auch wenn die Polizei Veranstaltern und Band ausdrücklich verboten hatte, die Fahnen der Donezker und Lugansker Volksrepublik zu zeigen, war klar, an welchem Ort der Welt die Gedanken und Herzen bei den Klängen von Poliuska Poli und Mockba 993 waren. Es war ein Höhepunkt des 21. UZ-Pressefestes, aber allein schon aus dem Programm auf der Hauptbühne bei weitem nicht der einzige.

Der Sonntag begann mit einem Auftritt, den die Gestalter des Programms gar nicht so geplant hatten: Der englische Punkrocker Attila the Stockbroker und der schottische Liedermacher Colum Baird taten sich für einen Teil ihres Konzerts kurzerhand zusammen. In seinem Soloteil erzählte Attila, wie er als 14-Jähriger in der Schule Deutschunterricht hatte, und rief den Sänger seiner Lieblingsband auf, zur Bühne zu kommen, weil er ihn immer schon mal kennenlernen wollte. Das hatte Dieter Klemm von Floh de Cologne zwar nicht gehört, geklappt hat das Kennenlernen aber am Abend doch noch. Strahlende Augen hatten dabei beide.

Ein Strahlen und die eine oder andere Träne gleichzeitig hatte das Publikum dann beim Konzert für Esther Bejarano. Mit Musikandes und Betty Rossa traten hier Künstlerinnen und Künstler auf, die Esther seit vielen Jahren auf den Pressefesten der UZ erlebt haben. Rolf Becker hatte ein Grußwort geschickt und Anna Cordi, die durch das Konzert führte, las aus Esthers Erinnerungen und machte deutlich, warum Esther für immer zu unserem Fest gehören wird. Den krönenden Abschluss des Konzerts bildeten dann Bejarano & Microphone Mafia. Kutlu Yurtseven und Esthers Sohn Joram Bejarano hatten Esther mit zum Fest gebracht. Mit einem Foto, ihrer Stimme, mit Anekdoten, Geschichten und in ihren Herzen. Esther Bejarano war, wie es sich gehört, auf unserem Pressefest. Esther presente!

Am späteren Nachmittag fingen dann auch die wirklich Letzten an zu strahlen: die Sonne, die sich trotz fast völliger Regenfreiheit ein bisschen rar gemacht hatte, und die Organisatorinnen und Organisatoren des Festes. Auf der Bühne stand die Zöllner Bigband und strahlte auch, und zwar auf einen vollen Platz, ein begeistertes Publikum und ein Fest, das es so an dieser Stelle noch nicht gegeben hat und das politisch so nötig war wie nie. Gemeinsam sollen nicht nur, sondern müssen Künstler und linke Menschen den Weg in ein neues Morgen erkunden, rief Dirk Zöllner auf.

Wer genauer in die Menge vor der Bühne geschaut hat, konnte sehen, wie sich – abgekämpft und glücklich – der DKP-Parteivorsitzende und die UZ-Chefredakteurin zuprosten.

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Über die Autorin

Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.

Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

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"Laut, rappelvoll, solidarisch", UZ vom 2. September 2022



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