Zur Schwarzers Forderung, den Frauentag abzuschaffen

Nichts Neues von Alice

Alice Schwarzer, die Frau, die sich gern als Vorkämpferin der Emanzipation in Deutschland verkauft, hat sich in den letzten Jahren weniger als Feministin denn als Rassistin hervorgetan. Zum Beispiel kreischte sie triumphierend eine muslimische Demonstrantin an, die sich gegen ihre Berührung wehrte: „Ich dachte, nur ein Mann darf Sie nicht anfassen!“ Als hätte die Frau qua Religionszugehörigkeit keinerlei Selbstbestimmungsrecht mehr. Voller Verständnis für Pegida und Co. phantasierte sie von „falscher Toleranz“ und „verordneter Fremdenliebe“ und fand es völlig in Ordnung, dass die Kölner Polizei von „Nafris“ spricht. Schwarzer fordert auch gern härtere Abschiebungsgesetze und die Erklärung nordafrikanischer Staaten zu „sicheren Herkunftsländern“. Dass das dann nicht nur die von ihr so gehassten „brutalisierten und islamisierten jungen Männer“ trifft, sondern auch schutzsuchende Frauen, ficht die „Feministin“ nicht an. Hauptsache, die deutsche Frau bleibt sicher.

Zum Internationalen Frauentag hat Schwarzer mal wieder einen rausgelassen: Der 8. März sei „ein Witz“, der Frauentag der „reinste Hohn“. Er gehöre „einfach abgeschafft“. Ein Witz ist höchstens ihre Kolumne, die sie dazu in der „Emma“ schrieb. Nur die ersten Zeilen sind neu: Der 8. März als Feiertag in Berlin sei „gönnerhaft“ und „verächtlich“, weil er für Frauen nicht arbeitsfrei sei, sondern höchstens „Mutti mal ausschlafen“ dürfe. Danach folgt ein Nachdruck ihres Aufrufs von 2010, den Frauentag abzuschaffen. Warum? Weil er in den 1970er Jahren in Westdeutschland nicht bekannt gewesen und eine sozialistische Erfindung sei. Die Frauenbewegung sei „nicht zuletzt aus Protest gegen die patriarchale Linke“ entstanden. Die habe sich nämlich mehr für bolivianische Bauern interessiert als für deutsche Frauen.

Wenn es um Freiheit geht, hat Schwarzer klare Vorlieben: für Frauen schon, am liebsten gegen Männer, am allerliebsten gegen muslimische und afrikanische. Die zweite Vorliebe heißt „gegen links“, sonst könnte sie sich auch nicht so schön mit Pegida und Co. verbünden. Von einem kämpferischen Frauentag, bei dem es auch um Frieden und die Befreiung vom Kapitalismus geht, will Schwarzer nichts wissen. Sie hätte lieber 365 Tage für Menschen – Natur und Tiere gleich dazu. Nur bitte nicht für „Nafris“.

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Über die Autorin

Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.

Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

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"Nichts Neues von Alice", UZ vom 12. März 2021



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