Ostermarschlied ’68

Von Franz Josef Degenhardt

Da habt ihr es, das Argument der Straße.

Sagt bloß jetzt nicht: nur ein Verrückter schießt.

Ihr kennt sie doch, die grinsende Grimasse,

die sagt, dass auch der Dutschke noch ein Mensch ist.

Ihr habt gewusst, wie man uns hetzt und jagt.

Ihr habt es Tag für Tag gesehen.

Es kotzt mich an, wie ihr jetzt laut beklagt

ein sogenanntes tragisches Geschehen.

Was nützt Protest, Entrüstung, Klagen!

Ihr wisst genau, wer jene Mörder sind.

Die haben Liebknecht, Rosa Luxemburg erschlagen.

Die Hintermänner kennt doch jedes Kind.

Sie sind noch da. Und sie regieren hier,

die ihren dreckigen Profit aus allem schlagen.

Die legen jene einfach um, die das

Geschäft zu stören wagen.

Macht endlich Schluss mit diesem faulen Frieden,

mit unserer Angst, die man hier täglich schürt.

Sonst wird uns wieder mal ein sogenanntes Los beschieden,

das uns zum dritten Male an die Schlachtbank führt.

Beginnt! Sofort! Die Zeit langt kaum noch hin,

die Zwischenhändler reiben sich die Hände

und rechnen auf den ganzen großen Gewinn

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"Ostermarschlied ’68", UZ vom 29. März 2018



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