Deutschlands größter Vermieter setzt auf Wachstum durch Übernahmen. Weder Wohnungsmarkt noch Mieter profitieren davon.

Vonovia: Übernahmepläne nützen Mietern nicht!

Von PM Deutscher Mieterbund NRW/UZ

Das größte Wohnungsunternehmen Deutschlands, die Vonovia SE (vormals Deutsche Annington) hat seine Aktionäre zur außerordentlichen Hauptversammlung nach Düsseldorf geladen. Dort soll über die Übernahme des größten Konkurrenten, der Deutsche Wohnen AG entschieden werden. Die Zustimmung der eigenen Aktionäre wäre der erste Schritt auf dem Weg zur nächsten Großfusion auf dem Wohnungsmarkt.

Die Vonovia, die bereits Anfang des Jahres die GAGFAH übernommen hatte, würde im Ergebnis über 500 000 Wohnungen besitzen und weitere zehntausende verwalten. Positive Veränderungen für die Mieter sind aus Sicht des Deutschen Mieterbundes NRW dadurch jedoch nicht zu erwarten.

„Durch die angestrebte Übernahme der Deutschen Wohnen durch die Vonovia wird keine einzige Wohnung geschaffen. Das ist es aber, was wir angesichts der steigenden Mietpreise und der Aufnahmen von Flüchtlingen dringend brauchen: mehr Wohnungen!“ so Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes NRW.

Angesichts des Transaktionsvolumens von rund 14 Milliarden Euro einschließlich der Aufnahme neuer Kredite wird der Wohnungsgigant seine kürzlich erfolgte Ankündigung, erstmalig auch in größerem Umfang neu bauen zu wollen, wohl kaum einhalten.

Im Gegenteil befürchtet der Deutsche Mieterbund NRW, die angestrebte Fusion könne Nachteile für die Mieterinnen und Mieter bedeuten. „Die Übernahme der Deutsche Wohnen wird den Druck zur Kostensenkung einerseits und Steigerung der Einnahmen andererseits erhöhen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn anschließend die Mieten steigen“, erläutert Silke Gottschalk, Geschäftsführerin des Deutschen Mieterbundes NRW.

Ein negatives Vorbild ist die Vonovia demnach auch in der Frage der Umgehung der Grunderwerbssteuer. Ganz offen erklärt der Vorstand in der Einladung zur Hauptversammlung wie die Fälligkeit der Grunderwerbsteuer umgangen werden soll. „Nach eigenen Angaben schleust das Unternehmen so einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an der Finanzbehörde vorbei.“

Vonovia wird nach der geplanten Übernahme der Deutsche Wohnen eine zunehmend dominante Rolle in der Branche spielen.

Beim Marktführer ausgeübte Geschäftspraktiken übten sich auf die ganze Branche aus, schätzt Gottschalk ein: „So können aber auch negative Entwicklungen zu Lasten der Mieter an Dynamik gewinnen.“

Der Deutsche Mieterbund NRW sieht hier vor allem Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen betroffen, die mancherorts bei der Wohnungssuche nicht an der Vonovia vorbeikommen. „Wir fordern die Wettbewerbshüter auf, die zu erwartende Marktmacht zu prüfen und dort Auflagen zu erteilen, wo oligopolistische oder gar monopolistische Verhältnisse drohen“, bekräftigt Witzke die Position des Mieterbundes.

Der Wachstumskurs der Vonovia ist aber auch aus anderen Aspekten kritisch zu bewerten. So wird unternehmensseitig behauptet, die Größe mache sich auch für die Mieter bezahlt, da Dienstleistungen und Materialien durch die großen Wohnungsunternehmen günstiger eingekauft werden könnten. „Wir stellen jedoch fest, dass die Mieten und Betriebskosten weiter steigen“, so Gottschalk, „Insbesondere bei Modernisierungen bittet das Unternehmen die Mieter zur Kasse. Aber auch bei den Betriebskosten finden sich immer neue Kostenpositionen, die aus unserer Sicht zweifelhaft sind.“

Der Deutsche Mieterbund NRW schätzt ein, dass das Unternehmen auch weiterhin seinen Wachstumskurs zu Lasten der Mieterinnen und Mieter finanzieren wird.

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"Vonovia: Übernahmepläne nützen Mietern nicht!", UZ vom 4. Dezember 2015



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