Zur Debatte um Kampfpanzer für die Ukraine

Vor der Entscheidung

Gestern der Tiger, heute der Leopard. Deutsche Kampfpanzer in Richtung Moskau in Marsch zu setzen hat Tradition in der angloamerikanischen Geostrategie. Was in den 1930er und Anfang der 1940er Jahren noch eine verdeckte Strategie war, ist heute eine offensive Medienkampagne: Deutsche Panzer gemeinsam mit der US-Army gegen die Russen. Wovon deutsche Faschisten 1945 vergeblich träumten, soll nun Realität werden – in Kampfgemeinschaft mit ukrainischen Faschisten.

Die Scholz-Regierung ziert sich noch, aber der Kanzler hat noch jeder Eskalation des Ukraine-Konfliktes und der Anti-Russland-Sanktionen zugestimmt. In Ramstein wurde nun eine Art Blame-Game gestartet: Wer keine Panzer liefert, wird schuld sein am Zusammenbruch der Kiewer Truppen. Dass die Lage Kiews desaströs ist, darüber gibt es keinen Zweifel. Egal was die westlichen Propagandamaschinen verkünden.

Der Ukraine-Konflikt ist an einem Entscheidungspunkt angekommen. Entweder, die USA/NATO geben diesen Konflikt verloren wie in Afghanistan, Irak und Syrien, oder sie eskalieren. Das hieße, sie engagieren sich mit eigenem Material und Personal im großen Stil. Die Lieferung von größeren Mengen an USA/NATO-Panzern und -Flugzeugen (niederländische F-16) wäre ein solcher Schritt, da der effektive Einsatz dieses Materials, offen oder verdeckt, USA/NATO-Personal erfordert. USA/NATO-Bombardierungen wären die logische Fortsetzung.

Für die herrschenden US-Neokonservativen ist das Eingeständnis einer Niederlage undenkbar. Daher: „Germans und Leopards an die Front“. Deutschland als wichtigstes EU-Land soll in diesen USA/NATO-Krieg gegen Russland eingebunden bleiben. Die letzten Reste deutscher Reputation in Russland sollen zerstört und jede Zusammenarbeit mit Russland endgültig zertreten werden. Der Westen muss die Ukraine weiter aufrüsten, denn „Russland schlug Napoleon und Hitler“ brachte Josep Borrell die absurde Denke der EU-Atlantiker auf den Punkt.

Die Stimmung in der deutschen Bevölkerung ist, sehr zum Verdruss der US-Neocons, eindeutig gegen diesen gefährlichen Eskalationskurs, bei dem es nichts zu gewinnen gibt. Selbst ehemals führende Militärs haben sich öffentlich dagegen positioniert. In vielen Ländern Europas sieht es nicht anders aus. Es ist an der Zeit, den Widerstand auf die Straße zu tragen.

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"Vor der Entscheidung", UZ vom 27. Januar 2023



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