Was macht man, wenn man so links nun auch nicht mehr sein und außerdem noch was werden will?
Als erstes versichert man tüchtig, dass man es natürlich noch sei, verurteilt vielleicht auch das, was selbst Bürgerliche inzwischen kaum noch rechtfertigen können, noch mal „entschieden“, um dann durchs Hintertürchen mit einer Relativierung daherzukommen. Dazu eignet sich – in bester NATO-Manier – immer noch das Vehikel Menschenrechte. Mit denen konnte man ja bisher noch alles rechtfertigen. Das wirkt ein bisschen simpel? Mag sein, ist aber genau das, was der Parteivorstand der Linkspartei getan hat. Sie verurteilen die Verschärfung der US-Sanktionen gegen Kuba und Regime-Change-Aktivitäten aus dem Ausland, nur um darauf hinzuweisen, dass Menschenrechte universell seien und für alle und jeden überall und sowieso gelten. Darum tritt die Linkspartei ein für den Dialog in Kuba mit Künstlerinnen und Aktivisten zur „Demokratisierung der kubanischen Gesellschaft“. So einfach kann das gehen. Dann muss auch so ein lästiges Wort wie „Solidarität“ nicht mehr in den Mund genommen werden. „Menschenrechte“ klingt doch auch viel moderner und hilft dabei, sich an die Führung von „Grünen“ und SPD anzuwanzen. Und das Haus- und Hofblatt ND? Ist schon lange nicht mehr links. Und darf sich jetzt mal so richtig freuen.
Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.
Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.