Trotz der Autokrise hat sich Porsche bis vor Kurzem mit seinen Luxuskarossen eine goldene Nase verdient. Doch langsam haben sich auch hier die Geschäfte eingetrübt. Die Profite gehen zurück. Der Konzern verkündet immer höhere Zahlen zum geplanten Stellenabbau. Die Auswechslung von vier Vorstandsmitgliedern wird an der Situation nichts ändern.
„Langfristig halten wir an unserer grundsätzlichen Ambition von mehr als 20 Prozent Konzernumsatzrendite fest. Mittelfristig streben wir wegen des herausfordernd bleibenden Umfelds 15 bis 17 Prozent an“, tönte Finanzvorstand Jochen Breckner noch im März bei der Jahrespressekonferenz. Viele Jahre lang lag die Umsatzrendite bei Porsche im zweistelligen Bereich. 2023 waren es 18 Prozent und 2024 noch 14,1 Prozent. Für 2025 waren 10 bis 12 Prozent geplant. Ende April wurde die Prognose jedoch revidiert, mittlerweile ist von nur mehr 6,5 bis 8,5 Prozent die Rede. Im ersten Quartal dieses Jahres lag sie bei 8,6 Prozent. Das ist immer noch mehr als genug und weit entfernt von Verlusten.
In den letzten zwei Jahren lag der Konzernumsatz jeweils bei über 40 Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2025 wird ein Wert zwischen 37 und 38 Milliarden Euro prognostiziert. Das sind rund zwei Milliarden Euro weniger als bisher vorhergesagt wurde. Im Geschäftsjahr 2023 wurden rund 320.000 Fahrzeuge ausgeliefert, 2024 waren es 10.000 weniger. In den ersten Monaten dieses Jahres lag der Absatz bei 77.640 Fahrzeugen und damit 7,6 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert.
Besonders schwierig ist die Entwicklung in China, wo die Auslieferungen im ersten Quartal um 42 Prozent sanken, also noch einmal deutlich stärker als im Gesamtjahr 2024. Das ist nicht verwunderlich, denn der Luxus-Elektrosportwagen Taycan hat dort schlechte Chancen. Der Taycan ist ab einem Kaufpreis von 100.000 Euro erhältlich, das Elektrosportwagen-Modell des Konkurrenten Xiaomi kostet hingegen nur 30.000 Euro.
Nachdem Finanzvorstand Lutz Meschke und Marketingvorstand Detlev von Platen bereits zu Beginn des Jahres ihren Hut nehmen mussten, verkündete Porsche jüngst auch den Abschied von Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied für Beschaffung, und Personalchef Andreas Haffner. Der Vorstand werde dadurch deutlich verjüngt, heißt es vonseiten Porsches. Was der wirkliche Grund ist, wurde nicht verraten. Was dagegen bei der Hauptversammlung am 21. Mai bekannt gegeben wurde, war Meschkes Grundgehalt: 2024 erhielt er knapp 1,1 Millionen Euro. Für seinen Abgang bekommt der 58-Jährige zusätzlich eine Abfindung von schlappen 11,6 Millionen Euro. Das dürfte ihm helfen, die Zeit bis zur Rente einigermaßen zu überbrücken.
Für die Kolleginnen und Kollegen ist die Entwicklung weniger lukrativ. Die Krise wird auf ihrem Rücken ausgetragen. Wie immer trifft es zuerst die prekär Beschäftigten: Im letzten Jahr mussten rund 1.000 befristet Beschäftigte ihren Arbeitsplatz räumen. Bis Mitte dieses Jahres sollen alle Befristeten draußen sein. Insgesamt 2.000 Kolleginnen und Kollegen sind vom „Auslaufen“ ihrer Verträge betroffen.
Bereits vor Wochen wurde bekannt, dass Porsche allein in der Region Stuttgart (Stammwerk Zuffenhausen und Entwicklungszentrum Weissach) rund 1.900 Stammarbeitsplätze abbauen will. Auf der Hauptversammlung war nun von rund 3.900 Stellen bis 2029 die Rede. Hinzu kommt ein „umfangreiches Kosten- und Reskalierungsprogramm“, das noch nicht näher erläutert wurde.
In den Bereichen, in denen bereits Personal abgebaut wurde, steigt die Arbeitsverdichtung. Am größten ist der Druck auf die Beschäftigten dort, wo der Sportwagen 911 vom Band läuft. Hier soll jetzt auch noch samstags gearbeitet werden. Außerdem bekommen die Kolleginnen und Kollegen keinen Urlaub genehmigt. Entsprechend hoch ist der Krankenstand. Bei den Angestellten sind Einschränkungen beim Homeoffice geplant. Der Vorstand will die Beschäftigten vor Ort haben, um mehr Druck und Kontrolle ausüben zu können. Das sind die ersten Angriffe. Die Erfahrung lehrt: Weitere werden folgen.
Keine gute Voraussetzung für eine Abwehr dieser Angriffe ist, dass sich der Betriebsrat zersplittert zeigt. Wegen einer Wahlanfechtung findet Anfang Juli eine vorgezogene Betriebsratswahl statt. Über ein Dutzend Listen treten zur Wahl an. Das spaltet, und der Betriebsrat wird in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Es wird schwieriger, eine einheitliche Widerstandsfront aufzubauen. Sinnvoller wären Persönlichkeitswahlen, denn damit könnten die aktiven Kolleginnen und Kollegen gezielt in den Betriebsrat gewählt werden.
Vorstand schadet dem Unternehmen
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre hat auf der Porsche-Hauptversammlung den Antrag gestellt, den Mitgliedern des Konzernvorstands die Entlastung zu verweigern. Wir dokumentieren einen Auszug aus der Begründung:
Allein die 2024 produzierten Porsche-Fahrzeuge werden für über 13 Millionen Tonnen CO2 sorgen, bei durchschnittlicher Nutzungsdauer. Dies sind mit Abstand die größten Emissionen in Porsches Klimabilanz (…).
Beim Festhalten am Verbrennungsmotor ist insbesondere das Verhalten des Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume kritisch zu sehen. Nicht nur seine viel kritisierte Doppelrolle als CEO von Volkswagen und Porsche, sondern auch seine führende Position im Verband der Automobilindustrie (VDA) steht im Widerspruch zu den eigens proklamierten Klimazielen. Unter Mitwirkung von Oliver Blume hat der VDA aktiv Lobbyarbeit betrieben, um wichtige klimapolitische Regulierungen zu verzögern oder zu verwässern. Dazu gehören Bemühungen zur Verschiebung von Grenzwerten, zur Aufweichung des beschlossenen Endes für Neuzulassungen von Verbrennerfahrzeugen bis 2035 und zur Aussetzung möglicher Strafzahlungen bei Nichteinhaltung von Umweltauflagen. Dieses Vorgehen steht im Widerspruch zu den langfristigen Interessen des Konzerns an einer planbaren Transformation und schadet dem Ansehen der Porsche AG als verantwortungsbewusstem Unternehmen.