Zur Inflation auf Rekordniveau

Alles in Butter

Das Statistische Bundesamt konnte aufgrund eines technischen Problems nicht, wie sonst üblich, Ende Januar die Inflationsrate für Januar 2023 bekannt geben. Dies soll nun am Donnerstag, nach Redaktionsschluss der UZ, nachgeholt werden.

Die bereits vorliegenden Zahlen führten zu erleichtertem Aufatmen in Redaktionsstuben und Parteizentralen. Im Euroraum habe die Inflationsrate im Januar 0,5 Prozent unter der Prognose gelegen. Sie sei auch das dritte Mal in Folge im Vergleich zum Vormonat gesunken. Das nächste gute Zeichen, auf das Schönschreiber und Gutredner gewartet hatten, lieferte der Aldi-Konzern am 1. Februar: Die Butter wird günstiger – und zwar deutlich. Der „WDR“ fragte: „Wird jetzt alles wieder billiger?“

Die Menschen an den Supermarktkassen werden es kaum merken. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im Dezember um knapp 20 Prozent. Wie schon in den beiden Vormonaten. Trotz Gaspreisbremse stiegen die Preise für Energie und Wohnen um 9 Prozent.

Wer große Teile seines Einkommens für Essen und Wohnen ausgibt, ist überdurchschnittlich betroffen. Fast zwei von drei Menschen in Deutschland sind inzwischen nicht mehr in der Lage, Geld für Notfälle zurückzulegen. 40 Cent Preissenkung für ein halbes Pfund Butter werden an der Situation nichts ändern.

Wer kann, sollte mit Butter spekulieren. Die hohen Preise für Butter hätten den Milchpreis auf ein Rekordhoch getrieben. Für viele Bauern habe sich die Milchproduktion wieder gelohnt und so habe es zum Jahresende ein leichtes Überangebot gegeben. Das hätten die Händler jetzt genutzt, um die Erzeugerpreise zu senken. Da Konzerne mit Monopolmacht nicht auf ihren Teil des Profits verzichten, wird es für viele Bauern jetzt wieder unrentabel sein, Milch zu produzieren. Wetten auf steigende Butterpreise, bei entsprechend großer Tiefkühltruhe, könnten sich lohnen.

Wer die nicht hat, dem wird nicht geholfen. Eine Verlangsamung der Inflation bedeutet ja nur, dass Waren weniger schnell teurer werden. Nur massive Preissenkungen zu Lasten der Monopole würden dazu führen, dass Menschen in diesem Land etwas für den Notfall zurücklegen können. Inflationsraten, die weit über den Lohnsteigerungen liegen, führen zur Verarmung der Massen bei weiter sprudelnden Dividenden.

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Über den Autor

Björn Blach, geboren 1976, ist als freier Mitarbeiter seit 2019 für die Rubrik Theorie und Geschichte zuständig. Er gehörte 1997 zu den Absolventen der ersten, zwei-wöchigen Grundlagenschulung der DKP nach der Konterrevolution. In der Bundesgeschäftsführung der SDAJ leitete er die Bildungsarbeit. 2015 wurde er zum Bezirksvorsitzenden der DKP in Baden-Württemberg gewählt.

Hauptberuflich arbeitet er als Sozialpädagoge in der stationären Jugendhilfe.

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"Alles in Butter", UZ vom 10. Februar 2023



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