„BlacKkKlansman“ lockt auf die falsche Fährte

Ein missratener Film

Gretchen Kallenberg

Ein Film aus der Traumfabrik Hollywood findet ob der neuen Proteste gegen rassistische Gewalt in den USA erneut Aufmerksamkeit: Spike Lee drehte 2017 den Film „BlacKkKlansman“, produziert von Universal International, einem der „Big Five“ unter den Filmstudios. Die Absichten des Regisseurs mögen aufrichtig gewesen sein, gegen Rassisten in den USA, ihre Ansichten, ihre Pläne und ihre Taten einen Film zu machen. Herausgekommen ist irgendwas zwischen dem, was gerne „Basierend auf wahren Ereignissen“ und „Die kann doch niemand ernst nehmen“ schillernd hin und her schwankt. Die Memoiren eines Polizisten gaben die Grundlage für das Drehbuch ab, aber schon darin gibt es so viele Ungereimtheiten, die die Intentionen unglaubwürdig machen. Beispiel: Es gab keinen Polizisten, der aufgenommen und/oder verhaftet wurde, weil er betrunken in einer Bar Dinge sagte wie, dass es für ihn in Ordnung sei, Schwarze zu erschießen. Dies ist eine Szene, in der die gesamte Polizei – der Polizeichef und alle anderen – so aussieht, als sei sie daran interessiert, Rassismus zu bekämpfen, als würden sie nicht alle rassistischen und missbrauchenden Polizisten schützen. Alles andere ist einfach nicht nachprüfbares Zeug, das Ex-Cop Ron Stallworth in seinen Memoiren schrieb. Wir wissen nicht, was passiert ist, denn die „Akten wurden vernichtet“.

Inzwischen wissen viele Leute, dass Spike Lee über 200.000 Dollar für die Unterstützung einer Werbekampagne durch die New Yorker Polizei erhalten hat, die „auf die Verbesserung der Beziehungen zu Minderheitengemeinschaften abzielte“. Ob es tatsächlich so ist oder nicht, „BlacKkKlansman“ fühlt sich an wie eine Verlängerung dieser Werbekampagne. Der Film tourte auf unzähligen internationalen Festivals, wurde gerne nominiert und bekam auch die eine oder andere Auszeichnung, so auch in Los Angeles einen Oscar. Bezeichnend auch, dass die Bundeszentrale für politische Bildung den Film für den Unterricht in Oberstufenklassen empfiehlt.

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"Ein missratener Film", UZ vom 12. Juni 2020



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