YouTube-Serie klärt über die Blockade gegen Kuba auf

Krieg, nicht Embargo

„Covid?“ fragt die junge Journalistin Liz in die Kamera und wirft typisch kubanisch wegwerfend die Hand nach hinten, als sie durch die Altstadt von Havanna läuft. „Ich bin in der Krise aufgewachsen.“ Das Hauptproblem Kubas sei nicht die Pandemie, sondern die Wirtschaft. Seit Jahren erzähle die Regierung, allen Problemen des Landes liege die Blockade zu Grunde, die Menschen könnten das einfach nicht mehr hören. Das Doofe ist nur, so Liz, dass es stimmt.

In drei Folgen wirft die YouTube-Serie „The War on Cuba“ (Der Krieg gegen Kuba) einen Blick auf die US-Blockade gegen Kuba, auf die Beweggründe dahinter und ihre Auswirkungen. Produziert wurde die Serie unter anderem von US-Regisseur Oliver Stone (Natural born Killers), realisiert von dem kubanischen Journalistenkollektiv „Belly of the Beast“, das gegen die weltweite Verleumdung Kubas angetreten ist.

In Folge 1 geht es vor allem um die alltäglichen Auswirkungen der Blockade. Wir lernen den Bauern Ernesto kennen, der mit schlechten und wenig belastbaren Unterschenkelprothesen leben muss – Kuba darf bessere nicht einkaufen. Und wir treffen Idania, die mit „Clandestiono“ Kubas ersten Laden für kubanische Designer leitet, aber voraussichtlich schließen muss, da die US-amerikanischen Touristen nicht mehr kommen. Und Xiam Vega, einen von Kubas Top-Baseball-Hoffnungen. Er wollte in den USA spielen, aber auch das fiel der Verschärfung der Blockade zum Opfer. Und es fehlt an allem. An Medikamenten, an Lebensmitteln, die zum Teil nicht mehr transportiert werden können, weil es kaum Benzin gibt.

Folge 2 erklärt unter anderem, warum die US-Blockade auf den Import von venezolanischem Öl ausgeweitet wurde. Der Zuschauer braucht starke Nerven, wenn nacheinander Trump, Bolten, Pence und der widerliche Florida-Senator Marco Rubio von dem Terrorregime in Kuba fantasieren, dass das „System Maduro“ mit 25.000 Soldaten am laufen hält. Die letzte Folge widmet sich dem Kampf der Kubaner gegen Covid-19 – und nicht nur dagegen. Ärztinnen und Ärzte sprechen mit Liz über ihre Motivation, ins Ausland zu gehen und dort Hilfe zu leisten nach Erdbeben und Stürmen, gegen Ebola und Corona. Und darüber, was ihrer Ansicht nach die Gründe sind, warum die USA versuchen, das weltweite Engagement Kubas zu diskreditieren und zu sabotieren.

Auch hier braucht es nochmal starke Nerven, wenn gezeigt wird, welche dramatischen Auswirkungen das Ende der Arbeit von kubanischem medizinischen Personal in Brasilien, Ecuador und Bolivien hatte – und mit welchen Lügen zum Beispiel die bolivianische Putsch-Präsidentin Anez den Rauswurf der Kubanerinnen und Kubaner begründet. Anez hat bei der Wahl im Oktober ihr Amt wieder an die „Bewegung zum Sozialismus“ (MAS) verloren. Das bietet auch eine neue Chance auf Hilfe aus Kuba. Denn von der Blockade wird sich Kuba nicht aufhalten lassen.

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Über die Autorin

Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.

Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

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"Krieg, nicht Embargo", UZ vom 13. November 2020



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