Über weibliche Kriegstreiber

Keine Weicheier

Die „liberale“ Frontfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann fordert, die Bundeswehr am „Feindbild“ Russland neu auszurichten. Der alte-neue „Feind“ Russland wolle „unsere Freiheit und Demokratie beseitigen“. Was sonst. Frau Strack-Zimmermann sorgt sich natürlich nicht allein um „Freedom & Democracy“ (dt.: Freiheit und Demokratie). Da sind die verdienstvollen Mitkämpferinnen Ursula von der Leyen (CDU), Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Christine Lambrecht (SPD) und die unvergessene Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die in so selbstloser Weise die Strucksche Verteidigung Deutschlands am Hindukusch befeuerte – bis zum fast glorreichen Ende. Frau Lambrecht hätte dem ukrainischen Militär so gern ihre veralteten Marder-Flakpanzer geliefert. Wenn sie denn könnte. Russland zu ruinieren ist ein Herzensanliegen der Damen Baerbock und von der Leyen. Da sie es bei „Putin“ nicht können, möchten sie ersatzweise den Deutschen den Öl- und Gashahn abdrehen. Frieren und hungern „gegen Putin“ ist ihr Lieblingsmotto. Auch wenn dabei die deutsche Industrie in die Knie geht und viele Menschen nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen – Weicheier.

„Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt…“ hieß es einmal bei den deutschen „Demokratie“-Kämpfern der 1930er/​40er Jahre. Was bei ihren ukrainischen Gesinnungsgenossen und Waffenbrüdern auch buchstäblich zutrifft. Die „Bandera-Freiheitskämpfer“ erhalten, dank der Damen Baerbock, Lambrecht, Strack-Zimmermann & Co., endlich wieder selbstlose Unterstützung aus Berlin. Aus Brüssel, London und Washington diesmal noch dazu. Arme verfolgte Banderistas gegen den brutalen Macho-Diktator „Putin“ und seine barbarischen Horden zu beschützen ist eben eine Herzensangelegenheit unserer hochmögenden Damen. Danke, Frau Strack-Zimmermann, dass sie uns das erklärt haben.

Warmherzige mediale Unterstützung bekommen unsere „Putin“-Kämpferinnen von den ihnen in schwesterlicher Zuneigung zugetanen Medien-Titaninnen Anne Will, Maybrit Illner oder Sandra Maischberger und vielen mehr. Kein Interview, keine Talkshow, in denen uns nicht engagierte „Talk-Ladys“ erklären, warum und wie frau gegen „den Russen“ zu Felde ziehen (lassen) muss.

Ja, sie sind angekommen. Der weibliche Teil der kleinbürgerlichen Funktionselite, die als „Frauenbewegte“ natürlich nicht an der Seite ihrer männlichen Klassengenossen die kapitalistische Ausbeutung und die mediale Verdummung bekämpfen, sondern sich darin einen prominenten, sprich bestens bezahlten Platz erkämpften wollten – gegen die etablierten männlichen Platzhirsche. Am besten in einem Dax- oder Parteivorstand oder im öffentlichen Rundfunk. Was interessieren da die ausgebeuteten Geschlechtsgenossinnen an den Supermarktkassen, in den Krankenhäusern und Pflegeheimen? Was interessiert da gewerkschaftliche Klassensolidarität, wenn es doch um die Superprofite der militärisch-industriellen US-/EU-Komplexe geht.

Wer markige Sprüche gegen „Putin“ aufzusagen weiß, bekommt ein Mikrofon unter die Nase gehalten, den Rücken gestärkt und auf die Schulter geklopft. Bis Frau Baerbock ins Amt kam, ist sie nicht gerade wegen ihrer intellektuellen Brillanz aufgefallen. Heute ist sie der Superstar des „Ampel“-Sammelsuriums. Nicht, dass seither ein Erkenntniszuwachs hätte registriert werden können. Was ihre positive Medienpräsentation dagegen angeht, so ist sie gewissermaßen „auf einem anderen Level“. Kriegsgeschrei fördert die Karriere. Das haben vor allem unsere Damen begriffen. Sie lassen kämpfen bis zum letzten Ukrainer, bis zum letzten Tropfen Öl und letzten deutschen Exportbetrieb.

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"Keine Weicheier", UZ vom 10. Juni 2022



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