Spuk in der Intensivstation

Stell dir vor, du hattest einen Unfall, bist schwer erkrankt oder erholst dich von einer komplizierten Operation. Es hat dich auf die Intensivstation eines katholischen Krankenhauskonzerns verschlagen – schon nicht schön. Wenn du denkst, dass es kaum noch schlimmer kommen kann, öffnet sich die Tür und er tritt ins Zimmer: Friedrich Merz (CDU), BlackRock-Millionär, passionierter Privatflieger und selbsternannter Vertreter der „oberen Mittelschicht“. So muss es den Patienten des Klinikums Hochsauerland ergangen sein, als der im blauen Kasack kostümierte Fraktionschef an ihre Betten trat. Eine Frühschicht lang spukte er über die Intensivstation, „nicht als Politiker, sondern als Teil des Pflegeteams“, wie er betonte. Schade, als Politiker hätte er sich für gute Löhne, erträgliche Arbeitsbedingungen und eine anständige Patientenversorgung einsetzen können. Als Nicht-Politiker konnte er nur für die Pressefotografen posieren und seinen aufopferungsvollen Dienst an der Gesellschaft inszenieren. Die überarbeiteten Kolleginnen und Kollegen werden es ihm sicher danken, ebenso wie die Patienten. Zumindest die, die den Schreck am Morgen überlebt haben.

Über den Autor

Vincent Cziesla, Jahrgang 1988, ist seit dem Jahr 2023 Redakteur für das Ressort „Politik“. Der UZ ist er schon seit Jahren als Autor und Verfasser der „Kommunalpolitischen Kolumne“ verbunden. Während eines Praktikums lernte er die Arbeit in der Redaktion kennen und schätzen.

Cziesla ist Mitglied des Neusser Stadtrates und war von 2014 bis 2022 als hauptamtlicher Fraktionsgeschäftsführer der Linksfraktion in Neuss beschäftigt. Nebenberuflich arbeitet er in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Behinderung.

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"Spuk in der Intensivstation", UZ vom 14. April 2023



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