Bosch: Massiver Stellenabbau angekündigt

Wo bleibt der Protest?

Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch verkündete innerhalb weniger Wochen fünf Mal einen größeren Arbeitsplatzabbau – zuerst bei der Verbrennersparte, dann Software, Steuergeräte, Werkzeuge und nun Haushaltsgeräte. Mitte Dezember hieß es, dass Bosch 1.500 Arbeitsplätze in Feuerbach und Schwieberdingen in der Dieselsparte/Verbrennungstechnik abbauen will. Fünf Wochen später ist von weiteren 1.200 zu streichenden Stellen die Rede, diesmal im Software-Bereich (Autonomes Fahren), davon bis zu 950 Stellen in Deutschland.

Betroffen sind insbesondere die Standorte Abstatt, Leonberg, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim. Ende Januar kündigte Bosch überdies die Streichung von 500 Arbeitsplätzen im Bereich elektronische Fahrzeugsteuergeräte an. Ein Großteil davon trifft die Standorte Schwieberdingen, Reutlingen, Ansbach und Salzgitter. Schwieberdingen ist somit dreifach betroffen. Ein paar Tage später folgte die Ankündigung, dass die Sparte Power Tools (Elektrowerkzeuge) betroffen ist, die in Leinfelden ihren Hauptsitz hat. Dort sollen 560 von 2.000 Arbeitsplätzen abgebaut werden.

Anfang Februar nun die Ankündigungen von Streichungen bei der Münchener Hausgerätetochter BSH. Dies bedeutet zirka 3.000 weniger Arbeitsplätze für die Region Stuttgart allein bei den Bosch-Standorten. Auch bei Porsche in Zuffenhausen werden die Befristungen von mindestens 600 Kolleginnen und Kollegen nicht verlängert, bei Mercedes in Untertürkheim sind in den letzten Jahren auch schon über 3.000 Stellen abgebaut worden. Ebenso haben viele kleinere und mittlere Auto-, Zulieferer und Maschinenbau-Betriebe in den letzten Jahren abgebaut beziehungsweise Standorte ganz geschlossen.

In solchen Situationen wird von Seiten des Kapitals immer behauptet, dass der Abbau sozialverträglich über die Bühne gehen werde. Das behauptet auch die Geschäftsleitung von Bosch. Aber: Trotzdem wird im Betrieb die Belegschaft verunsichert, werden Ängste geschürt, schlaflose Nächte erzeugt, das Arbeitsklima verschlechtert und die Ellenbogenmentalität gestärkt. Trotzdem werden Arbeitsplätze für die nächste Generation fehlen – da hilft auch die erst letzten Sommer vereinbarte Beschäftigungssicherung bis Ende 2027 nichts. Diese schließt zwar betriebsbedingte Kündigungen aus, aber fixiert eben nicht die Anzahl der Beschäftigten.

All diese Belastungen auf dem Rücken der Beschäftigten erfolgen, obwohl Bosch positive Geschäftszahlen vorweisen kann. So stieg der Umsatz nach vorläufigen Zahlen um rund 4 Prozent von 88,4 Milliarden Euro (2022) auf etwa 91,6 Milliarden Euro (2023). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte von 3,8 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro zu. Vorstandschef Stefan Hartung geht für 2023 von 5 Prozent Rendite aus. Ursprünglich sollten es 7 Prozent sein. Sollen diese geplanten 7 Prozent für 2024 und 2025 etwa über den Personalausbau und verstärkte Auspressung der restlichen Belegschaft erreicht werden?

Es überrascht, dass der massenhaft angekündigte Stellenabbau mit fast täglich neuen Hiobsbotschaften keine Empörung in der Öffentlichkeit hervorruft und auch die IG Metall Stuttgart dazu schweigt. Notwendig wären Aktionen – gemeinsam von allen betroffenen Betrieben, und deren gibt es viele in der Region. Notwendig ist auch, sich wegen der technologischen Umbrüche durch d ie Transformation alternative Produkte zu überlegen und zu produzieren. So investiert Bosch zum Beispiel in Bamberg in Wasserstofftechnologie und baut die Belegschaft weiter auf – letzten Herbst um 100, dieses Jahr um 250 Beschäftigte mit dem Ziel, dass die Zahl der Beschäftigten dadurch bei rund 6.300 konstant bleibt und natürliche Fluktuation ersetzt wird. Konversion ist eine Möglichkeit, die Beschäftigung zu halten, es sollten aber gesellschaftlich sinnvolle und notwendige Produkte sein. Arbeitszeitverkürzung ist eine andere Möglichkeit.

Für die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie im Herbst muss deshalb eine Forderung nach Arbeitszeitverkürzung für alle bei vollem Lohnausgleich diskutiert werden. Denn in der Branche steht fast überall massiver Personalabbau an. 1984 – also vor 40 Jahren – hat die IG Metall für die 35-Stunden-Woche gekämpft. Mit der erreichten Arbeitszeitverkürzung konnten einige hunderttausend Arbeitsplätze „gerettet“ werden. An dieser Erfahrung müssen wir anknüpfen.

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"Wo bleibt der Protest?", UZ vom 16. Februar 2024



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