Neues aus dem Kosmos

Der Sonne so nah …

Seit vielen Jahrhunderten ist unsere Sonne Gegenstand der Forschung. Bereits in der Antike, im 3. Jahrhundert vor der Zeitrechnung, stellte Aristarch von Samos die Hypothese auf, dass die Sonne im Mittelpunkt unseres Sonnensystems steht. Das wurde jedoch erst viele Jahrhunderte später, im 16. Jahrhundert, durch Nikolaus Kopernikus bestätigt. Anfang des 17. Jahrhunderts begann die Betrachtung unserer Sonne mit Hilfe von Teleskopen, zweihundert Jahre später ihre systematische Beobachtung, später auch mit anderen Methoden. Mit der Raumfahrt wurden völlig neue Möglichkeiten eröffnet, neue Erkenntnisse über unseren Stern zu erlangen. Im vergangenen Jahr „berührte“ zum ersten Mal eine Forschungssonde die „Oberfläche“ der Sonne, flog durch deren „Atmosphäre“ und sammelte viele Daten: Die Raumsonde „Parker Solar Probe“.

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Bereits in den Jahrzehnten zuvor waren eine ganze Reihe von Satelliten und Raumsonden gestartet worden, die – meist im Zusammenhang mit anderen Missionen – Daten über unsere Sonne sammelten, darunter auch sowjetische Sonden. Die NASA-Sonde, benannt nach dem US-amerikanischen Astrophysiker Eugene N. Parker, der den Begriff „Solar wind“ („Sonnenwind“) geprägt hat, war am 12. August 2018 von Cape Canaveral in Florida gestartet. Geplant ist, dass sie sich, auf einer „spiralförmigen“ Bahn mit Hilfe von mehreren Vorbeiflügen an unserem Nachbarplaneten Venus (bislang gab es davon fünf), immer mehr der Sonnenoberfläche nähert. Physiker erhoffen sich neue Erkenntnisse für die Atom- und Kernphysik, die Plasmaphysik und anderes. Vor allem aber helfen die Erkenntnisse über unsere Sonne auch, Prozesse, die auch in anderen Sternen des Universums ablaufen, zu verstehen.

Bereits im Oktober 2018 flog die Sonde wie geplant zum ersten Mal an der Venus vorbei in Richtung Sonne, näherte sich ihr und kam der Sonne so nah wie kein anderer Raumflugkörper. Damals kam sie weniger als 42,7 Millionen Kilometer an die Sonne heran und brach damit den im April 1976 aufgestellten bisherigen Rekord der bundesdeutsch-US-amerikanischen Helios-2-Sonde. Im April 2021, bei ihrer achten Annährung an die Sonne, näherte sie sich der Sonne bis auf 11 Millionen Kilometer und flog nach Angaben der NASA offenbar bereits durch den Rand der Sonnenkorona, der äußersten Atmosphärenschicht unseres zentralen Sterns, die weiter reicht als bislang bekannt. Das zeigten die Auswertungen der gesammelten Daten, die die NASA am 14. Dezember 2021 veröffentlichte. Bei ihrer bislang letzten dichtesten Annäherung am 21. November 2021 befand sie sich nur noch rund 8,5 Millionen Kilometer über der Oberfläche.

Die Sonde fliegt derzeit mit einer Geschwindigkeit von mehr als 590.000 Kilometern pro Stunde, könnte also die Entfernung zwischen Erde und Mond in weniger als einer Stunde zurücklegen. Die größte Annäherung soll am 24. Dezember 2024 erreicht werden. Geschützt vor der extremen Hitze und der Strahlung wird die kleinwagengroße Sonde von einem fast zwölf Zentimeter dicken Kohlenstofffaser-Panzer.

Über die Autorin

Nina Hager (Jahrgang 1950), Prof. Dr., ist Wissenschaftsphilosophin und Journalistin

Hager studierte von 1969 bis 1973 Physik an der Humboldt-Universität in Berlin. Nach dem Abschluss als Diplom-Physikerin wechselte sie in das Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR und arbeite bis zur Schließung des Institutes Ende 1991 im Bereich philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung. Sie promovierte 1976 und verteidigte ihre Habilitationsschrift im Jahr 1987. 1989 wurde sie zur Professorin ernannt. Von 1996 bis 2006 arbeitete sie in der Erwachsenenbildung, von 2006 bis 2016 im Parteivorstand der DKP sowie für die UZ, deren Chefredakteurin Hager von 2012 bis 2016 war.

Nina Hager trat 1968 in die SED, 1992 in die DKP ein, war seit 1996 Mitglied des Parteivorstandes und von 2000 bis 2015 stellvertretende Vorsitzende der DKP.

Hager ist Mitherausgeberin, Redaktionsmitglied und Autorin der Marxistischen Blätter, Mitglied der Marx-Engels-Stiftung und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

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"Der Sonne so nah …", UZ vom 14. Januar 2022



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