Staatsoberhaupt der Donezker Volksrepublik bei Anschlag getötet

Mord in Donezk

Von Renate Koppe

Auf dem Pressefest

Sonntag, 9. 9, 13.30 Uhr

Zelt der DKP-Bezirke aus Ostdeutschland und Berlin

„Die Rolle der Kommunisten in der Donezker Volksrepublik“, Bericht von Stanislaw Retinskij (ZK der KP der Donezker Volksrepublik) mit anschließender Diskussion über die aktuelle Lage im Krieg gegen den Donbass, die Erfolge beim Wiederaufbau und insbesondere die Rolle der KP.

Als das Oberhaupt der Donezker Volksrepublik, Alexandr Sachartschenko, am späten Nachmittag des 31. August das Café „Separ“ in Donezk betrat, zündete ein zuvor installierter Sprengsatz. Er und einer seiner Leibwächter wurden getötet, weitere zehn Menschen wurden verletzt, darunter einer der Stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrats der DVR, Alexandr Timofejew, und die zwanzig Jahre alte Vorsitzende der Jugendorganisation der gesellschaftlichen Organisation „Oplot“.

Nach Angaben des Staatssicherheitsministeriums der DVR wurden einige Verdächtige festgenommen. Ihre Aussagen wiesen auf einen Anschlag einer Terrorgruppe der ukrainischen Geheimdienste hin, heißt es. Genauere Auskünfte wurden mit Hinweis auf die Ermittlungen noch nicht gegeben.

Der Vorsitzende des Parlaments der DVR und Verhandlungsführer in Minsk, Denis Puschilin, erklärte am vergangenen Montag, dass der Sprengsatz mithilfe einer modernen Vorrichtung mit Fernauslösung gezündet wurde. Offenbar handelt es sich um die Tat erfahrener Spezialisten. Auch das Außenministerium der Russischen Föderation und Präsident Putin gingen in Erklärungen von einem ukrainischen Terroranschlag aus. Von ihnen hat es in den letzten Jahren viele gegeben.

Kommissarisches Staatsoberhaupt ist nun der Stellvertretende Vorsitzende des Ministerrats, Dmitrij Trapesnikow.

Am vergangenen Sonntag verabschiedeten sich weit mehr als 100 000 Menschen in der Donezker Oper von Alexandr Sachartschenko. An dem anschließenden Trauerzug nahmen nach örtlichen Angaben fast 200 000 Menschen teil, Regierungsdelegationen kamen aus der Lugansker Volksrepublik, aus Südossetien und Abchasien. Aus der Russischen Föderation nahmen mehrere Abgeordnete der Staatsduma teil, unter anderem der KPRF-Abgeordnete Kasbek Tajsajew, der seit 2014 eng mit der Führung der DVR zusammengearbeitet hat. Er forderte, dass die Russische Föderation endlich die Ergebnisse des Referendums über die staatliche Souveränität der Volksrepubliken des Donbass und damit die Republiken selbst offiziell anerkennen müsse.

Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, schrieb in einem Kondolenzbrief an die Kommunistische Partei der DVR: „Wir wissen, dass Euer Kampf weitergehen wird. Ihr werdet weiter Euer Land verteidigen und aufbauen, den Kampf gegen Nationalismus und Oligarchie, für eine fortschrittliche Entwicklung fortsetzen. Wir sind davon überzeugt, dass die Kommunisten der DVR dabei in den vordersten Reihen stehen werden.“

Mit dem Anschlag auf Sachar­tschenko scheint auch eine militärische Eskalation einherzugehen. Die Armee der DVR teilte am vergangenen Wochenende mit, dass an der südlichen Frontlinie erhebliche ukrainische Kräfte zusammengezogen werden. Hochrangige Militärs der USA und Kanadas seien vor Ort im Stab der ukrainischen Streitkräfte an Planungen beteiligt. Es gebe Informationen, dass der ukrainische Präsident Poroschenko und der US-amerikanische Sonderbeauftragte für die Ukraine, Kurt Volker, über eine militärische Lösung des Konflikts konferiert hätten.

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"Mord in Donezk", UZ vom 7. September 2018



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